Internationale Kooperation:Über den Sinn von Klimagipfeln

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Staatssekretärin Jennifer Morgan. (Foto: Thomas Imo/imago)

Jennifer Morgan wurde von der Aktivistin zur Diplomatin. Die ehemalige Greenpeace-Chefin verteidigt die multilateralen Verhandlungen - trotz aller Mühen.

Von Miriam Dahlinger, München

Die globale Klimakrise verschärft Konflikte, führt zu Dürren und Überschwemmungen, bedingt insbesondere im globalen Süden Hunger, Krisen und Flucht. Klimapolitik ist also Außenpolitik. Jennifer Morgan ist seit mehr als einem Jahr als Staatssekretärin im Auswärtigen Amt für internationale Klimapolitik zuständig. Eine Personalie, die Beobachter überrascht hatte: Denn die Deutsch-Amerikanerin war Chefin von Greenpeace, noch vor einem Jahr bezeichnete sie sich beim beim SZ-Klimagipfel als "Aktivistin mit diplomatischen Geschick".

Morgan verhandelt seit Jahrzehnten auf Weltklimakonferenzen, seit einem Jahr als Diplomatin. Beim letzten UN-Klimagipfel wirkte sie federführend an den Verhandlungen über einen Fonds für arme Länder mit, die klimabedingte Schäden und Verluste erleiden. Doch die Ausgestaltung des Fonds ist noch offen. Fortschritte in diesem und anderen strittigen Punkten, wie etwa dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern, soll die im November stattfindende Weltklimakonferenz in Dubai bringen.

Beobachter haben schon jetzt geringe Erwartungen: die kürzlich in Bonn beendeten Vorverhandlungen brachten keine Annäherung in wesentlichen Punkten. Wie sinnvoll sind Klimagipfel dann überhaupt?

Beim SZ-Nachhaltigkeitsgipfel am Mittwoch räumte Jennifer Morgan ein, dass die Vorverhandlungen in Bonn "keine einfache Vorbereitungsrunde" gewesen seien. Die Klimagipfel lohnten sich aus ihrer Sicht aus zwei Gründen aber trotzdem. Zum einen brauche es den multilateralen Ansatz, um voranzukommen. Die Weltklimakonferenzen verschafften auch verletzlichen Staaten einen Platz am Verhandlungstisch. Zum anderen seien die Gipfel Formate, auf denen Staats- und Regierungschefs den öffentlichen Druck spürten.

Eine besondere Rolle falle laut Jennifer Morgan China zu: "Die Chinesen wollen mit Deutschland zusammenarbeiten. Sie wissen, dass der Bau von neuen Kohlekraftwerken keine langfristige Lösung ist", sagte sie. Aus ihrer Sicht auch ein deutscher Erfolg: "Wir haben geschafft, dass China gesagt hat: Wir sind bereit mehr zu machen, mehr Ambitionen zu schaffen, eine Beschleunigung unserer Energiewende. Das ist neu."

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