Nach der Finanzkrise:Ackermann, der Marktmensch

Lesezeit: 2 min

Staatliche Hilfe für die Banken ja, aber nur zeitlich befristet: Deutsche-Bank-Chef Ackermann hat Noch-US-Präsident Bush einen Brief geschrieben - mit einem eindringlichen Appell.

Nur wenige Tage nachdem der Bund eiligst ein mehrere hundert Milliarden Euro schweres Rettungspaket für die Banken in Deutschland auf den Weg gebracht hatte, lehnte sich Deutsche-Bank-Chef Ackermann verbal weit aus dem Fenster. Er würde sich schämen, falls sein Institut staatliche Hilfe in Anspruche nehmen müsste, sagte er. Nun hat Ackermann im gemäßigten Ton nachgelegt.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist Chef des Weltbankenverbandes IIF - und er hat ganz konkrete Vorstellungen, was der Markt alleine regeln kann. (Foto: Foto: ddp)

Nur wenige Tage vor dem Weltfinanzgipfel hat Deutschlands mächtigster Banker einen Brief an US-Präsident George W. Bush verfasst. In seiner Funktion als Chef des Weltbankenverbandes IIF warnte Ackermann vor einem zu langen Engagement des Staates im Bankensektor. "Hilfspakete dürfen nicht die Grundlage für eine dauerhaft größere Rolle des öffentlichen Sektors im internationalen Finanzsystem sein", formulierte Ackermann.

Der am Dienstag im Internet veröffentlichte Brief ist an Bush und Vertreter der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G 20) gerichtet, die am Samstag in Washington über die Konsequenzen aus der weltweiten Finanzkrise beraten wollen.

Zusammenbruch verhindern

Die Maßnahmen der Politik seien notwendig gewesen, um einen Zusammenbruch des Systems zu verhindern. Sobald Finanzinstitutionen und die Märkte aber wieder normal funktionierten, müsse es Ausstiegsstrategien für den Staat geben, schrieb Ackermann.

Rund um den Globus hatten Staaten zahlreiche angeschlagene Banken übernommen. In Deutschland hatte die Bundesregierung ein Paket über 500 Milliarden Euro geschnürt, mit dem Kredite abgesichert und bedrohte Banken zum Teil verstaatlicht werden können.

Die jüngste Krise dürfe nicht davon ablenken, welche Vorteile offene Märkte und internationale Zusammenarbeit in den vergangenen Jahrzehnten für die Industrienationen wie auch für Hunderte Millionen Menschen in Entwicklungsländern gehabt hätten. Freier Handel und Kapitalfluss hätten viel zum Reichtum der Welt in den vergangenen 60 Jahren beigetragen.

Der Bankenverband forderte auch eine Stärkung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die jüngste Entwicklung habe gezeigt, dass mehr Hilfen notwendig sein könnten als der Währungsfonds an Geld zur Verfügung habe.

Der Fonds solle deshalb Länder mit größeren Reserven auffordern, ihm Mittel zur Verfügung zu stellen. Namentlich als Beispiele wurden in dem Brief Japan, China und alle großen Ölexporteure genannt.

Schwellenländer stärken

In dem Schreiben forderte Ackermann zugleich, die Schwellenländer müssten eine stärkere Stimme und Vertretung in internationalen Institutionen erhalten. Er schlug vor, die aus Industrieländern bestehende G 7 um wichtige Länder aus den aufstrebenden Ländern zu erweitern, auch könne die deutlich mehr Staaten umfassende G-20-Plattform stärker in die internationale Wirtschaftspolitik einbezogen werden.

Das Handelsblatt hatte am Montag berichtet, der Verband wolle verhindern, dass im Schatten der Bankenkrise künftig eine Überregulierung der Banken stattfinde.

"Eine Weltinstitution zur Überwachung der Banken ist illusorisch", sagte ein namentlich nicht genannter Bankmanager. Dem Blatt zufolge findet das Papier in Berliner Regierungskreisen größtenteils Zustimmung. Der Wunsch des Verbandes, den Staatseinfluss im Finanzsektor möglichst schnell wieder zurückzudrängen, liege auch im Interesse der Politik.

© sueddeutsche.de/dpa/mel/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: