Maria-Elisabeth Schaeffler, die neue Machthaberin beim Dax-Konzern Continental, hat ein wichtiges Ziel erreicht. Sie hat mit Karl-Thomas Neumann ihren Kandidaten an der Spitze des Autozulieferers installiert. Zugleich ist es ihr und Conti-Chefkontrolleur Hubertus von Grünberg gelungen, zumindest vorerst Finanzvorstand Alan Hippe im Boot zu behalten, der selbst gerne die neue Nummer eins in Hannover geworden wäre. Damit kann nach fünf Wochen erbitterter Übernahmeschlacht Ruhe einkehren in dem Konzern.
Wenn ein kleineres ein größeres Unternehmen übernimmt, besteht eines der größten Risiken darin, das Management zu vergraulen und so die Führung des Konzerns zu schwächen. Es ist etwa so, als wenn die Besatzung eines Kutters bei schwerer See einen Tanker entert und dessen Kapitän über Bord geht. Der Kapitän bei Conti, Vorstandschef Manfred Wennemer, ist über Bord gegangen. Weitere Verluste haben Schaeffler und von Grünberg jedoch zunächst verhindert. Neumann ist der logische neue Chef, weil ihm ein gutes Verhältnis zum neuen Großaktionär nachgesagt wird. Auch bei den Mitarbeitern ist er akzeptiert. Mindestens ebenso wichtig für den Großaktionär ist es aber, Hippe als zweiten Mann gehalten zu haben. Erstens kennt er als Finanzvorstand die Zahlen des Konzerns am besten, zweitens ist er die Verbindung zu den Kapitalmärkten.
Schaeffler hat jetzt bei Conti beide Hände am Steuer. Bald wird sich das auch im Aufsichtsrat zeigen, von Grünberg wird womöglich Platz machen für Maria-Elisabeth Schaeffler. In schwerer See bewegt sich Conti aber noch immer. Das bedeutet viel harte Arbeit für Eigentümer und Führungscrew.