Nach Corona:Drama im Kino

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Die Betreiber eines Kinos in Stuttgart üben sich in Galgenhumor und kündigen an: Das Virus schlägt zurück. Einer der schlechtesten Filme, die jemals gedreht wurden. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Eine Frage, eine Antwort: Was passiert jetzt mit den Filmen, wenn die Kinos geschlossen sind?

Von Caspar Busse

Die Wochen vor Weihnachten sind eine wichtige Zeit für die Kinos: Wenn es draußen kalt und grau wird, suchen die Menschen Ablenkung und schauen sich Filme an. Gut laufen dann auch Produktionen für die ganze Familie, die Kinos sind im Dezember jedenfalls voll - normalerweise. Aber wie alle Kultureinrichtungen sind auch sie seit Anfang November bundesweit geschlossen. Wann sie wieder öffnen können - völlig unklar. In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Christine Berg, Chefin des Bundesverbandes der deutschen Kinobetreiber, um mehr Planungssicherheit gebeten - vergeblich. Viele, gerade kleinere Spielstätten, sehen sich in ihrer Existenz bedroht.

Was passiert mit den vielen Kinoproduktionen, die bereits abgedreht sind und nun zur Weihnachtszeit und im Winter in die Kinos kommen sollten? "Wir sind kein Parkhaus, was man einfach auf- und zumachen kann", sagt dazu Martin Moszkowicz, der Chef von Constantin Film, dem größten deutschen Filmproduzenten. Kinostarts wichtiger Produktionen werden meist lange im voraus geplant, die Marketingausgaben sind hoch, es gibt große Kampagnen, um die Leute zu locken. Die Starts der Blockbuster sind genau aufeinander abgestimmt, manchmal auch weltweit. Die Kinos sind dabei der wichtige Anfang einer langen Verwertungskette: Danach folgen Pay-TV und Video-on-demand, Streamingdienste und das empfangbare Fernsehen. Wenn also die rund 1700 Kinos in Deutschland übernächste Woche plötzlich wieder öffnen könnten, wüssten sie gar nicht, was dann gezeigt werden kann.

Der neue James-Bond-Film mit dem Titel "Keine Zeit zu sterben" wurde bereits mehrfach verschoben, zuletzt von November auf April 2021. Der Streifen soll 250 Millionen Dollar gekostet haben und muss, begleitet von einer riesigen weltweiten Werbekampagne, diese Kosten mindestens wieder einspielen. Schon gibt es Gerüchte, Amazon, Netflix oder Apple würden sich um eine Erstausstrahlung im Netz bemühen. Disney ist diesen Weg bereits gegangen: Der Abenteuerfilm "Mulan" hatte seine Premiere beim konzerneigenen Streamingdienst. Auch der neue Animationsfilm "Soul" soll - wie auch viele andere Kinofilme - nun online laufen, eigentlich rechnet sich das aber nicht.

Andere hoffen dagegen noch aufs Kino. Constantin-Mann Moszkowicz wollte die Krimikomödie "Kaiserschmarrndrama" eigentlich Mitte November anlaufen lassen, die Kinos waren wegen der Verschiebung des Bond-Films ja frei. Doch auch das klappte nicht. Jetzt hoffen alle darauf, dass es irgendwann im kommenden Jahr wieder los geht.

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