Munich Re:Viele Ziele

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Niedrigzinsen, Covid-19, Klimawandel? Der Rückversicherer Munich will trotzdem seine Dividende auch künftig steigern.

Von Herbert Fromme, Köln

Früher waren Fünfjahrespläne als Bollwerk sozialistischer Planwirtschaft im Westen verpönt. Heute gibt sich jeder ordentliche Konzern eine Langfriststrategie.

Beim Rückversicherer Munich Re meldet Konzernchef Joachim Wenning Vollzug bei der Erfüllung der gerade abgelaufenen Planung. Er steht seit 2017 an der Spitze. Die Munich Re habe den Gesamtertrag für die Aktionäre seit 2018 um 50 Prozent gesteigert, sagt er, rechnet dabei aber die Folgen der Covid-19-Pandemie heraus. Der Konzern habe eine "starke Aufholjagd" erfolgreich bewältigt.

"Wir werden Munich Re auf ein neues Erfolgslevel heben", sagt Wenning. Das solle Aktionären, Kunden, Mitarbeitern und dem Gemeinwesen nutzen.

Tatsächlich sind es vor allem die Aktionäre, die er erreichen will. Denn Aktien von Versicherern und Rückversicherern sind nicht sehr populär. Seit Jahresanfang hat der Dax knapp ein Prozent verloren, die Aktie der Munich Re aber zehn Prozent. Deshalb die Botschaft: Wir zahlen Dividende, selbst wenn es Wirbelstürme, Erdbeben oder Pandemien gibt. Wir zahlen, obwohl uns die niedrigen Zinsen quälen.

Ohne die Pandemie würde Munich Re 2020 eine Eigenkapitalrendite von 11,9 Prozent erreichen. Bis 2025 soll der Wert pro Jahr 12 bis 14 Prozent betragen. Pro Aktie will der Konzern den Gewinn um mindestens fünf Prozent jährlich steigern, ähnlich soll die Dividende nach oben klettern. Selbst in Katastrophenjahren soll sie zumindest nicht sinken.

Anleger interessieren sich auch für Klimaschutz und soziale Belange

Heutzutage interessierten sich Anleger nicht allein für Dividenden, viele von ihnen wollen auch, dass Klimaschutz und soziale Belange eine Rolle spielen. Kein Wunder, dass Wenning Ziele für den Ausstieg aus fossilen Energien nennt: Aktuell investiert das Unternehmen nicht in Firmen, die mehr als 30 Prozent Umsatz mit thermischer Kohle und mehr als zehn Prozent mit Ölsanden erzielen. Zudem greifen Restriktionen bei der Versicherung. Bis 2050 will Munich Re ganz aus diesem Geschäft ausgestiegen sein.

Innerhalb von fünf Jahren will der Konzern eine Frauenquote von 40 Prozent in den Führungspositionen erreichen. Für den Vorstand der Munich Re peilt Wenning 25 Prozent bis 2025 an - bei insgesamt neun Mitgliedern also zwei Frauen. Zurzeit ist mit Doris Höpke eine Frau in dem Gremium, das ist schon mehr als bei vielen anderen Versicherern.

2020 wird der Konzern nur 1,2 Milliarden Euro verdienen, im Vorjahr waren es 2,7 Milliarden Euro. Dabei wirkte sich die Pandemie mit 1,6 Milliarden Euro negativ im Ergebnis aus. Insgesamt kostet Covid-19 in diesem Jahr 3,3 Milliarden Euro, 2021 werden noch einmal rund 700 Millionen Euro hinzukommen. Vor allem Ereignisse wie die Verlegung der Olympischen Spiele und Betriebsschließungen sind teuer für die Gruppe. Eine Konsequenz hat sie bereits gezogen: Bei Veranstaltungsausfalldeckungen schließt sie Pandemieschäden künftig rigoros aus.

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