Modern Monetary Theory:Die Sache mit dem Füllhorn

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Die derzeit bekannteste Vertreterin der Theorie, Stephanie Kelton, ist fast so etwas wie ein Popstar. (Foto: Tom Williams/AP)

Modern Monetary Theory gilt manchen als neue ökonomische Heilslehre. Ihr zufolge kann der Staat sich so viele Kindergärten bauen und so viele Flugzeugträger bestellen, wie er mag. Doch sie sollte misstrauisch machen.

Essay von Nikolaus Piper

Sage keiner, ökonomische Theorien hätten keine Macht. Seit ein paar Jahren macht unter Wissenschaftlern und Laien eine Lehre namens Modern Monetary Theory (MMT) von sich reden. Diese Theorie des Geldes behauptet, dass ein Staat nicht bankrott gehen kann, solange er sich in seiner eigenen Währung verschuldet. Die Regierung kann daher praktisch unbegrenzt Geld drucken und damit tun, was sie will. Eine unabhängige Notenbank braucht es nicht mehr, die Geldpolitik wird von einer Abteilung des Finanzministeriums abgewickelt. Die Theorie hat längst die Seminare der Universitäten verlassen und ist, zumindest in den Vereinigten Staaten, zu einem politischen Faktor geworden. Die derzeit bekannteste Vertreterin der Theorie, Stephanie Kelton von der Universität Stony Brook auf Long Island, ist fast so etwas wie ein Popstar. Ihr neues Buch "The Deficit Myth" ("Der Mythos vom Haushaltsdefizit") stand im Juni auf der Bestsellerliste der New York Times. Kelton war bei den Vorwahlen der Demokratischen Partei Beraterin des linken Kandidaten Bernie Sanders. Alexandria Ocasio-Cortez, die charismatische linke Kongressabgeordnete aus New York, baut auf die Theorie, um einen "Green New Deal" zu finanzieren, der die amerikanische Wirtschaft klimafreundlicher machen soll. Und sollte der Demokrat Joe Biden am Dienstag die Wahl gewinnen, dürften die Anhänger der MMT auf dem linken Parteiflügel an Einfluss gewinnen und möglicherweise dem neuen Präsidenten das Leben schwer machen.

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