Mobiles Internet:Die hohe Urlaubsrechnung wartet

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Einmal fernsehen 46.000 Euro: Mobilfunkbetreiber müssen ihre Kunden künftig vor zu hohen Kosten warnen. Der Handy-Datentransfer im Ausland bleibt teuer.

Helmut Martin-Jung

Es klang wie eine gute Nachricht. Eine, auf die viele EU-Bürger schon lange gewartet haben, die mit ihren immer leistungsfähigeren Mobiltelefonen auch im Ausland gerne ihre Mails abrufen würden, ohne dafür mit Hunderten oder gar Tausenden Euro zur Kasse gebeten zu werden.

Mobiles Internet im Urlaub? Bislang keine gute Idee. (Foto: iStock)

Doch dass die EU-Kommission die Kosten für ein Megabyte Daten auf Mobilfunknetzen vor kurzem auf höchstens 80 Cent festgelegt hat, gilt leider nicht für Verbraucher, sondern bloß für die Mobilfunkfirmen untereinander.

Beim Kunden langen die Anbieter nach wie vor kräftig hin. Bis zu fünf Euro werden innerhalb der EU pro Megabyte fällig. Wer zum Beispiel sein Facebook-Profil mit den jüngsten Urlaubsfotos füttern will, kann damit die Handyrechnung schnell hochtreiben.

Immerhin dürfen die Mobilfunkbetreiber ihre Kunden nun nicht mehr blindlings in die Kostenfalle tappen lassen. So wie jenen Frankreich-Urlauber aus Deutschland, der sich 2009 nichtsahnend eine Fernsehsendung auf seinem Handy ansah und dafür eine Rechnung in Höhe von 46.000 Euro präsentiert bekam.

Sobald eine Grenze von 50 Euro plus Mehrwertsteuer zu 80 Prozent erreicht ist, müssen die Unternehmen den Kunden warnen. Ist das Limit voll, wird die Datenleitung gekappt und erst dann wieder freigeschaltet, wenn der Kunde dies explizit wünscht.

Der Gebührenzähler ticket

Dies ändert jedoch nichts an den hohen Tarifen an sich. Wer beispielsweise im Urlaub Powerpoint-Präsentationen oder pdf-Dateien herunterladen will, ist bei Preisen von 3,40 Euro pro Megabyte - der Tarif der Telekom und von Vodafone für Italien, Frankreich, Spanien und Griechenland - schon nach gut 15 Megabyte am Limit angelangt.

Dateigrößen von fünf oder zehn Megabyte sind aber keine Seltenheit. Kleinere Anbieter wie Base sind oft billiger, ein Megabyte in Italien oder Spanien kostet hier knapp einen Euro.

Aber auch damit tickt der Gebührenzähler noch schnell. Sogar normale Internetseiten, auf denen immer mehr Grafiken und Bilder die Optik verschönern, schlagen gewaltig zu Buche, wenn man sie im Ausland mobil aufruft. Nachrichtenseiten etwa haben heute eine Datenmenge von 500 Kilobyte und mehr.

Schlagen die Mobilfunkanbieter schon innerhalb der EU kräftig zu, sind die Preise für Nicht-EU-Staaten noch einmal eine ganz andere Größenordnung. Für ein Megabyte Daten werden beispielsweise in Ägypten bis zu 19 Euro fällig. Auch in der Türkei - ein beliebtes Urlaubsziel der Deutschen - kostet dieselbe Datenmenge bis zu 17 Euro.

Wer seine Surfgewohnheiten auch im Ausland beibehalten will, sollte sich daher im Urlaubsland nach einer Handy-SIM-Karte mit Datenoption erkundigen. In Spanien beispielsweise bietet Masmovil einen Datentarif an, bei dem 300 Megabyte fünf Euro kosten, jedes weitere MB dann drei Cent.

Günstige Alternative Wlan

In Italien offeriert zum Beispiel Tre Datentarife, die sich nach Zeit bemessen, 30 Stunden beispielsweise kosten neun Euro. Nachteil: Man ist nicht unter seiner normalen Mobilfunknummer zu erreichen.

Viele Handys und Laptops sowieso können aber auch über Wlan ins Internet gehen. Zahlreiche Hotels bieten mittlerweile einen kostenlosen Internetzugang an, zumindest in der Lobby. Selbst wenn der Wlan-Zugang kostenpflichtig ist, fahren Vielsurfer gemessen an den Mondpreisen der Mobilfunkanbieter in den meisten Fällen damit günstiger.

Damit nicht Programme, die im Hintergrund laufen, ungefragt im Ausland aktiv werden, empfiehlt es sich, Datenverbindungen generell auszuschalten. Telefonieren im Ausland ist zwar auch noch teuer, aber die EU hat hier die Grenzen deutlich tiefer gezogen.

Ein ausgehender Anruf darf höchstens 39 Cent kosten, ein eingehender 15; die Kosten für SMS sind innerhalb Europas auf maximal 11 Cent begrenzt, jeweils plus Mehrwertsteuer.

© SZ vom 22.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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