Millenials:Weniger Geld, bessere Frisuren

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Den Jüngsten am Arbeitsmarkt geht es finanziell schlechter als der Vorgängergeneration.

Von Claus Hulverscheidt

New YorkDass früher alles besser war, gehört zu jenen Gemeinplätzen, mit denen Ältere die Jüngeren gern auf die Palme bringen - und die sich bei näherem Hinsehen meist als falsch erweisen. In einem Punkt allerdings können die sogenannten Millennials, die heute die jüngste Kohorte in der Arbeitswelt bilden, tatsächlich nur neidisch zurückblicken: Ihre unmittelbaren Vorgänger aus der Generation X hatten zum gleichen Zeitpunkt des Berufslebens bereits deutlich mehr Vermögen auf dem Konto. Das ergab eine Untersuchung der Federal Reserve Bank of St. Louis.

Den Autoren der Studie, Yili Chien und Paul Morris, war aufgefallen, dass es sehr widersprüchliche Berichte darüber gibt, wie es in den USA um Millennials finanziell bestellt ist - jene Generation also, die zwischen Anfang der Achtziger und der Jahrtausendwende geboren wurde und die heute meist in den unteren und mittleren Etagen der Firmen zu finden ist. Manchmal hieß es, sie seien höher verschuldet als die Generation X, deren Geburtsjahre von Mitte der Sechziger- bis Anfang der Achtzigerjahre reichen.

Schlecht fürs Einstiegsgehalt: Die Millenials begannen ihr Berufsleben nach der Finanzkrise

Manchmal hieß es dagegen, sie sorgten mehr fürs Alter vor als andere. Chiens und Morris' Untersuchung zeigt jetzt: Beides ist richtig. Unter dem Strich allerdings ergab sich, dass die Generation X 2001 mit einem durchschnittlichen Nettovermögen von gut 130 000 Dollar aufwarten konnte. Die Millennials kamen dagegen 2016 nur auf 90 000 Dollar. Oder populärer formuliert: Der jungen Berufsgeneration heute geht es finanziell schlechter als der Vorgängergeneration vor 15 Jahren.

Ein Grund für den Rückstand dürfte die tiefe Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 und 2009 sein, die just einsetzte, als viele Millennials ihre berufliche Karriere starteten und die manche Gehälter bis heute drückt. Aus Sicht von Chien und Morris gibt es aber andere Faktoren, die genauso wichtig sind. So ist etwa die Zahl der jungen Erwachsenen, die sich lange und umfassend an den Universitäten ausbilden lassen, länger bei den Eltern wohnen und später heiraten, deutlich gestiegen. Entsprechend höher sind ihre ausstehenden Studienkredite (14 700 gegenüber 4200 Dollar), während der spätere Eintritt in den Beruf zugleich den Aufbau von eigenem Geld- und Grundvermögen verzögert.

Millennials haben deshalb aber auch leicht geringere Immobilien- und Kreditkartenschulden als die Vorgängerkohorte. Umgekehrt hatte die Generation X schon in recht jungen Jahren Haus- und Wohnungseigentum im Wert von durchschnittlich 78 000 Dollar. Die jüngsten Berufstätigen von heute kommen dagegen nur auf 69 000 Dollar.

Dass alles besser war in den Siebzigern und Achtzigern, als die Generation X aufwuchs, ist trotzdem gelogen. Dafür reicht ein Blick in die Charts von damals. Oder auf die Frisuren.

© SZ vom 02.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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