Mietmarkt:Immobilienkonzerne dürfen fusionieren

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Zentrale von Deutsche Wohnen in Berlin: Auch in der Hauptstadt kämen die Konzerne gemeinsam auf weniger als 20 Prozent Marktanteil. (Foto: Christoph Soeder/dpa)

Auch zusammen sind Vonovia und Deutsche Wohnen nicht zu mächtig.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Deutschlands größte Vermieter Vonovia und Deutsche Wohnen dürfen sich zusammenschließen, das Bundeskartellamt hat die geplante Fusion nun freigegeben. "Die gemeinsamen Marktanteile der Unternehmen rechtfertigen keine wettbewerbsrechtliche Untersagung", sagt Behördenpräsident Andreas Mundt. Und das, obwohl er wisse, dass damit "zwei Schwergewichte auf dem deutschen Wohnungsmarkt" zusammenkämen.

Tatsächlich vermietet Vonovia mehr als 350 000 Wohnungen in hiesigen Ballungsräumen, etwa im Ruhrgebiet, in Dresden oder dem Rhein-Main-Gebiet. Deutsche Wohnen besitzt gut 150 000 Einheiten, die meisten davon in Berlin. Viele der Immobilien waren einst im kommunalen oder gemeinnützigen Wohnungsbau entstanden, wurden aber privatisiert. Beide Firmen profitieren seit Jahren vom Zuzug in große Städte - verbunden mit einem Neubau, der zunächst kaum hinterherkam. Vielerorts können Vonovia und Deutsche Wohnen Mieten erhöhen, ihre Immobilien gewannen kräftig an Wert.

Das Kartellamt habe nun verschiedene regionale Märkte "sorgfältig geprüft", so Mundt. Man habe einen Fokus auf Zwei- bis Dreizimmerwohnungen mit einer Kaltmiete bis sieben Euro je Quadratmeter gelegt. Doch selbst in dem Segment hätten Vonovia und Deutsche Wohnen gemeinsam nur einen Marktanteil von gut 20 Prozent in Dresden sowie weniger als 20 Prozent in Berlin. "In anderen Städten sowie in anderen Marktsegmenten sind die gemeinsamen Marktanteile durchweg niedriger", sagt Mundt. Daher würde der Zusammenschluss den Wettbewerb voraussichtlich nicht erheblich beeinträchtigen.

Hintergrund ist der zersplitterte Wohnungsmarkt: Neben Immobilienkonzernen gibt es in Deutschland noch immer viele kommunale Wohnungsunternehmen, private Vermieter sowie Wohnungsgenossenschaften. Sie alle werden den Handlungsspielraum von Vonovia "weiterhin begrenzen", argumentiert das Kartellamt.

Die frühere Deutsche Annington hatte Ende Mai angekündigt, dass sie den Konkurrenten Deutsche Wohnen übernehmen will. Dessen Aktionäre können bis 21. Juli entscheiden, ob sie ihre Anteile für 52 Euro je Aktie verkaufen wollen. Wenn mindestens die Hälfte aller Anteilsscheine angedient werden, will Vonovia die Übernahme bis Ende August abschließen. Vorstand und Aufsichtsrat von Deutsche Wohnen wollen die Fusion unterstützen.

An der Börse verlor die Vonovia-Aktie am Montag leicht an Wert. Der Aktienkurs von Deutsche Wohnen notiert schon seit Anfang Juni nur knapp unter dem Angebotspreis von 52 Euro; offensichtlich gehen die meisten Investoren davon aus, dass der Zusammenschluss zustande kommen dürfte.

© SZ vom 29.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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