Miese Bilanzzahlen:BMW spart auch bei den Chefs

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Hoffen auf bessere Zeiten: BMW-Chef Reithofer signalisiert bei der Bilanzpressekonferenz, dass er 2009 schon abschreibt. Im nächsten Jahr soll es der neue 3er richten.

M. Kuntz

Von der Krise ist bei der Bilanzpressekonferenz in der BMW Welt auf den ersten Blick nichts zu sehen. Vor der Saaltür stehen drei Autos, die viele gern hätten, die sich aber nur wenige leisten können: ein weißes Mini Cooper S Cabriolet, ein schwarzer Rolls-Royce Phantom in der Langversion und ein goldener Fünfer Gran Turismo, der von November an zu kaufen sein wird - für deutlich mehr als 55.000 Euro.

BMW-Chef Norbert Reithofer: "Die Geschwindigkeit der konjunkturellen Abkühlung ist nach wie vor sehr hoch." (Foto: Foto: ddp)

Drinnen im Saal ist die Krise dann das einzige Thema nach dem Jahr, in dem der Gewinn auf ein Zehntel schmolz und das mit dem ersten Quartalsverlust seit 2000 endete.

Die 100.000 BMW-Mitarbeiter bekommen die Folgen zu spüren. Sie sind am Unternehmenserfolg beteiligt - in guten wie in schlechten Zeiten.

Abschlag je nach Hierarchiestellung

Der Gewinneinbruch hat unterschiedliche Folgen, je nach Stellung in der Hierarchie: Das Jahresentgelt eines tariflich entlohnten Mitarbeiters verringert sich um etwa zehn Prozent. Bei einem Bereichsleiter reduziert sich das Einkommen um ein Drittel. Ein Vorstandsmitglied muss auf etwa 40 Prozent seines Jahreseinkommens verzichten. BMW-Chef Norbert Reithofer bekommt 2,27 Millionen Euro.

Reithofer erklärt das Jahr 2009 zu einem "Übergangsjahr", für das eine verlässliche Voraussage des Ergebnisses nicht möglich sei.

"Die Geschwindigkeit der konjunkturellen Abkühlung ist nach wie vor sehr hoch." Reithofer rechnet mit einem Rückgang der Verkäufe in der Autoindustrie zwischen 10 und 20 Prozent. BMW werde 2009 weniger als die 1,44 Millionen Fahrzeuge des Vorjahres absetzen: "Wir kämpfen."

Verlängerung der Kurzarbeit

Im Januar und Februar verkaufte BMW jeweils ein Viertel weniger Autos. Auch für den März sei ein Rückgang im zweistelligen Prozentbereich zu erwarten. Angesichts dieser Entwicklung einigte sich das Management mit den Betriebsräten auf eine Verlängerung der Kurzarbeit in den Werken Dingolfing und Regensburg. Dort soll nun auch im April und Mai weniger gearbeitet werden.

Über Kurzarbeit in den Komponentenwerken Landshut und Berlin wird noch verhandelt. In München ist nur das Motorenwerk von der geringeren Nachfrage betroffen, in der Produktion lassen sich Schwankungen noch über Urlaub und Arbeitszeitkonten ausgleichen.

BMW hatte im vergangenen Jahr den Zeitrahmen plus beziehungsweise minus 300 Stunden ausgeweitet. Betriebsbedingte Kündigungen sind bei BMW vertraglich ausgeschlossen bis zum Jahr 2014. Allerdings gilt dies nicht mehr, wenn das Unternehmen ein komplettes Geschäftsjahr mit Verlust abschließt.

Heute zeige sich, "wie wichtig es war, bereits Anfang 2008 auf freiwilliger Basis festangestellte Mitarbeiter abzubauen", sagt Reithofer. BMW beschäftigte zum Jahreswechsel 100.041 festangestellte Mitarbeiter, das waren 7498 weniger als ein Jahr zuvor.

Lager nicht voller als Ende 2007

Rasch reagiert auf den Nachfrageeinbruch habe BMW auch bei der Anpassung der Produktion. Zum Jahresende seien daher die Lager nicht voller gewesen als Ende 2007, betont Produktionsvorstand Frank-Peter Arndt.

Mit einer wirtschaftlichen Erholungsphase rechnet Konzernchef Reithofer im nächsten Jahr. Dann erhalte BMW zusätzlichen Rückenwind von Nachfolgemodellen für den 3er und 5er.

Allein der 3er steht für 40 Prozent des BMW-Volumens. "Heute freut sich vielleicht der eine oder andere Wettbewerber, weil er gerade von Modellzyklen profitiert", sagte Reithofer, ohne Audi und Mercedes zu nennen, die gerade mit dem A4 und der E-Klasse zwei wichtige Baureihen neu auf den Markt gebracht haben.

Das BMW-Ergebnis wurde nicht nur durch die Absatzkrise belastet, sondern auch durch Leasing-Verträge mit zu hohen Restwerten. Hierfür musste BMW die Rückstellungen auf zwei Milliarden Euro verdoppeln.

Wachstum nicht um jeden Preis

Finanzvorstand Friedrich Eichiner glaubt, dass sich der Markt für Gebrauchtwagen in Amerika erst mittelfristig stabilisieren wird: "Deshalb können wir für 2009 weitere Restwert-Risiken nicht kategorisch ausschließen."

BMW will künftig nicht mehr um jeden Preis wachsen. Reithofer: "Wir forcieren nicht das Volumen-Rennen am Markt." Für die mittelfristigen Ziele im Jahr 2012 heißt das: Weiterhin sollen die Kapitalrendite über 26 Prozent und die Umsatzrendite zwischen acht und zehn Prozent liegen. Sie hatte 2008 nur 1,7 Prozent betragen. Nicht mehr für erreichbar hält Reithofer einen Absatz von 1,8 Millionen Fahrzeugen. Das werden mindestens Hunderttausend weniger, sagt er.

© SZ vom 19.3.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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