Metro:Es geht wieder aufwärts

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Alles neu bei dem Düsseldorfer Konzern: neues Geschäftsmodell, neuer Großaktionär, neuer Chef. Wer Olaf Koch nachfolgt, steht noch nicht fest. (Foto: imago)

Der scheidende Metro-Chef Olaf Koch hält den Handels­konzern für gut gerüstet.

Von Michael Kläsgen, München

In kaum einem börsennotierten Konzern liegen Abschied und Neuanfang derzeit wohl so dicht beieinander wie bei der Metro AG. "Wir sind dabei diese Industrie zu gestalten", sagte Noch-Metro-Chef Olaf Koch am Dienstag auf seiner letzten Jahresbilanz-Pressekonferenz in dieser Funktion. Mehrmals benutzte er auch das Wort "bärenstark" als Beschreibung für den Zustand des Handelskonzerns. Bei oberflächlicher Betrachtung dängt sich da der Eindruck auf, es könnte ein Graben zwischen Wunsch und Wirklichkeit klaffen.

Aber auch an der Börse machte sich trotz der Corona-Pandemie etwas Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Metro breit. Der seit Monaten schwache Aktienkurs durchbrach kurz die 8-Euro-Marke. Vom 16-Euro-Angebot des tschechischen Großaktionärs Daniel Křetínský, der vor Corona zu diesem Preis je Stammaktie das ganze Unternehmen kaufen wollte, ist der Kurs allerdings noch weit entfernt.

Dennoch: Zwar dauert der Umbau der Metro AG inzwischen seit einigen Jahre an. Jetzt scheint aber ein Punkt erreicht zu sein, an dem der Neuanfang nicht mehr nur theoretisch ist, sondern greifbar wird. Metro-Chef Olaf Koch wird zum Jahreswechsel ausscheiden; bei den zerstrittenen Großaktionären - Křetínský einerseits sowie Beisheim und Meridian andererseits - wird über eine Annäherung spekuliert. Das Unternehmen ist nach eigener Aussage auf dem fragmentierten Markt für Lebensmittel-Großhändler in vielen Ländern schon einer der großen Player und verfügt dank millionenschwerer Verkäufe über so viel Cash, dass er nun wieder Übernahmen sondiert. Im Oktober hatte Metro erst in Portugal mit der Aviludo Group den zweitgrößten Lebensmittellieferanten des Landes übernommen.

Mirko Warschun, Konsumgüterexperte der Unternehmensberatung AT Kearney, sieht die Lage ebenfalls eher positiv: "Die Abspaltung der Beteiligungen an Kaufhof, Media-Saturn und Real und die konsequente Ausrichtung auf das Kerngeschäft waren goldrichtig und gerade rechtzeitig", sagt er. Zwar werde die Neupositionierung des Großhandelsgeschäftes weitere Jahre andauern. Die neue Aktionärskonstellation könnte aber zum Beschleuniger der Veränderung werden und sich zum Vorteil der Metro auswirken.

Bevor es aber vielleicht im kommenden Frühjahr besser wird, wirft die Pandemie ihre Schatten. Im vergangenen Geschäftsjahr seit Oktober 2019 sank das bereinigte Ebitda um knapp 17 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro und der Umsatz fiel um 5,4 Prozent auf 25,6 Milliarden Euro. Bei der Dividende zeigt sich der Konzern dennoch mit 70 Cent pro Aktie wie gewohnt großzügig. Koch kaufte im Frühjahr selber noch im größeren Stil Metro-Aktien - wohl auch als Ausdruck seines Optimismus.

© SZ vom 16.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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