MAN:Aus der AG wird die SE

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Die MAN AG will eine "Societas Europaea" werden. Eine Herausforderung für den neuen Betriebsrat Dorn: Die Mitbestimmung muss von nun an ausgehandelt werden.

Michael Kuntz

Der Vorstand hat jetzt die Vertreter 57.000 Arbeitnehmer über entsprechende Planungen informiert. Nach Angaben der IG Metall stehen die Verhandlungen um ein entsprechendes Statut für die Mitbestimmung in einer MAN SE unmittelbar bevor.

MAN hübscht sich zur "Societas Europaea" auf. (Foto: Foto: ddp)

Die Gespräche mit dem Vorstand über die Zusammensetzung und die Arbeitsweise des Aufsichtsrates sowie des Betriebsrates der MAN SE ist die erste große Herausforderung für Jürgen Dorn. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates der MAN Nutzfahrzeuge AG ist erst vor wenigen Tagen vom Konzernbetriebsrat der MAN AG zu seinem neuen Vorsitzenden gewählt worden.

Dorn trat die Nachfolge von Lothar Pohlmann an, der dieses Amt zehn Jahre lang ausübte und im Zusammenhang mit seiner Rolle beim Einstieg von Volkswagen bei MAN von Aktionären bei der Hauptversammlung 2007 heftig attackiert worden ist. Der Autokonzern ist größter Einzelaktionär des im Dax-Konzerns MAN und hält 29,9 Prozent der Stimmrechte. Für VW sitzen im MAN Aufsichtsrat der Unternehmer Ferdinand Piëch als Vorsitzender, Audi-Chef Rupert Stadler und Stephan Schaller, Markenchef der VW Nutzfahrzeuge.

Dorn kann Härte zeigen

Der neue Betriebsratschef von MAN hatte Anfang Mai bundesweit von sich reden gemacht, als er sich in einem Zeitungsinterview kritisch mit dem VW- Großaktionär Porsche und dessen Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking auseinandersetzte. "Wir wollen nicht irgendwann in einen Konzern eintreten, bei dem die Arbeitnehmerrechte mit Füßen getreten werden", war er zitiert worden im Zusammenhang mit dem Streit zwischen den Betriebsräten von VW und Porsche über die Mitbestimmung bei der Porsche Holding SE. "Wir sind sehr besorgt über die Aktionen der Porsche-Spitze und hoffen, dass man in Zuffenhausen noch zur Besinnung kommt. Wir unterstützen die Positionen des VW-Betriebsrates." Nun hat Dorn selber die Rechte der Arbeitnehmer in einer "Societas Europaea" auszuhandeln.

In der Tarifrunde der Metaller im vorigen Jahr hat der Gewerkschafter bewiesen, dass er Härte zeigen kann. 2000 Beschäftigte von MAN Nutzfahrzeuge legten die Arbeit für zwei Stunden nieder. "Wenn die Konjunktur nach unten geht, dürfen wir nichts fordern, wenn sie nach oben geht auch nicht und bei Rekordergebnissen verweisen uns die Arbeitgeber auf die Bildung von Rücklagen für schlechte Zeiten", schimpfte Dorn.

Der gelernte Kfz-Mechaniker Jürgen Dorn ist seit 22 Jahren bei MAN und seit zehn Jahren Betriebsrat in München. Nach seiner Wahl sagte Dorn: "Wir werden uns für altersgerechtes Arbeiten einsetzen, uns der zunehmenden Leistungsverdichtung stellen, weiter für sichere Beschäftigung zu guten Einkommen streiten und die notwendigen Rahmenbedingungen für Innovationen und Technologieführerschaft fordern."

26 Vertreter aus 18 Ländern

Bereits das Verhandlungsgremium der Arbeitnehmer für die Mitbestimmung der SE setzt sich zusammen aus Vertretern aller Staaten, in denen der Konzern Beschäftigte hat. Ihm werden 26 Vertreter aus 18 Ländern angehören. Für die deutschen Arbeitnehmer werden ihre Vertreter im Aufsichtsrat der MAN AG über die Mitbestimmung in einer MAN SE verhandeln: Jürgen Dorn (MAN Nutzfahrzeuge, München), Gerhard Kreutzer (MAN Turbo, Oberhausen), Detlef Dirks (MAN Diesel SE, Augsburg), Nico Lopopolo (Renk AG, Hannover), Thomas Otto (IG Metall, Frankfurt) und Jürgen Kerner (IG Metall Augsburg).

MAN hat bereits seine Diesel-Tochter in eine SE umgewandelt. Damit habe man sehr gute Erfahrungen gemacht, meint jedenfalls Konzernchef Håkan Samuelsson. Der Aufsichtsrat sei schlanker und internationaler geworden. "Und nun sind dort Mitarbeiter aus allen Ländern vertreten und nicht aus einem", sagte der Schwede Samuelsson vor einem halben Jahr. Damals beantwortete er die Frage, ob die Rechtsform von MAN Diesel Vorbild für den Konzern sein könnte, so: "Ja, es gibt aber noch keine konkreten Pläne in Richtung Europa-AG."

© SZ vom 12.08.2008/ssc/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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