Luftverkehr:Condor verlässt Schutzschirmverfahren

Lesezeit: 1 min

Ein Passagierflugzeug der Condor am Flughafen Berlin-Schönefeld. Zum 1. Dezember verlässt der Ferienflieger das Schutzschirmverfahren, in dem er sich seit Herbst 2019 befindet. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Die Fluggesellschaft glaubt, im Sommer 2021 wieder bis zu drei Viertel ihres Programms anbieten zu können.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Ferienfluggesellschaft Condor geht trotz Corona-Krise und massiven Reisebeschränkungen optimistisch ins nächste Jahr. Condor-Chef Ralf Teckentrup rechnet damit, im kommenden Sommer wieder bis zu 75 Prozent der Kapazität von 2019 fliegen zu können - wenn Corona-Impfstoffe zur Verfügung stehen und viele Reisende vor Abflug auf das Virus getestet werden können.

Zum 1. Dezember wird das Schutzschirmverfahren verlassen, in dem es sich seit Herbst 2019 befindet. "Ab kommenden Dienstag werden wir wieder als gesundes Unternehmen im Markt stehen", sagte Teckentrup. Vor gut einem Jahr hatte Condor nach dem Kollaps der ehemaligen Konzernmutter Thomas Cook den Schutz vor Gläubigern gesucht und einen Notkredit des Landes Hessen und des Bundes in Höhe von 380 Millionen Euro erhalten. Seither hatte die Airline turbulente Zeiten zu überstehen: Im April sprang der fest eingeplante Investor Polish Aviation Group (PGL) ab, wenige Tage bevor der Kredit fällig wurde. Im Rahmen der Corona-Hilfen erhielt Condor aber weitere 550 Millionen und konnte den ersten Kredit refinanzieren.

Nachdem die Airline im vergangenen Sommer rund 45 Prozent der üblichen Kapazität angeboten hat, ist sie mittlerweile wieder bei nur zehn Prozent des normalen Programms gelandet. "Wir fliegen nichts, was kein Cash bringt," sagte Teckentrup. Vier der 16 Langstreckenmaschinen sind zu Frachtern umgerüstet, bis zu sechs weitere könnten folgen. Nur drei Jets werden für Passagierflüge im Fernverkehr eingesetzt. Vier weitere der insgesamt 49 Maschinen sind im Europaverkehr im Einsatz.

Teckentrup zufolge liegt das Unternehmen trotz der großen Einschränkungen im Finanzplan. Gemeinsam mit den Gewerkschaften sei es gelungen, die Stückkosten um zehn Prozent zu senken. Entlassungen seien nicht geplant. Mit den Piloten sei vereinbart, dass diese auf Gehalt verzichten, falls Condor nach Auslaufen der Kurzarbeit noch nicht ihr volles Programm fliegen kann und nicht alle Besatzungen benötigt.

Das Unternehmen ist nach dem Ende des Schutzschirmverfahrens im Besitz eines Treuhänders, seine Anteile sind aber an die staatliche KfW-Bank verpfändet. Teckentrup rechnet nicht damit, dass ein neuer Verkaufsprozess innerhalb des nächsten Jahres gestartet wird. Dies sei angesichts der schlechten Lage der Branche unrealistisch, aber auch nicht nötig.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: