Condor:Schwere Vorwürfe gegen Lufthansa

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Ein Flugzeug des Ferienfliegers Condor: Das Unternehmen erwägt Insidern zufolge eine kartellrechtliche Beschwerde gegen die Lufthansa. (Foto: Michael Probst/picture alliance/dpa/AP)

Die Fluggesellschaft kündigt ein Kooperationsabkommen mit der Ferienfluglinie. Condor wirft ihr nun vor, sie aus dem Markt drängen zu wollen.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Ferienfluggesellschaft Condor wirft der Lufthansa vor, ihre marktbeherrschende Stellung auszunutzen, um einen Konkurrenten aus dem Markt zu drängen und prüft nach Informationen aus Branchenkreisen deswegen eine Beschwerde bei der Europäischen Kommission.

Condor bestätigte, dass Lufthansa das seit Jahrzehnten bestehende sogenannte Special Prorate Agreement (SPA) zum 1. Juni 2021 aufgekündigt habe. Dabei handelt es sich um eine Vereinbarung, auf deren Basis Condor Passagiere auf Zubringerflüge der Lufthansa buchen kann und in der bestimmte Sitzkontingente dafür gesichert sind. Für Condor sind diese Zubringer vor allem bei den Langstreckenflügen wichtig, die im Wesentlichen in Frankfurt starten. Das Unternehmen wirft der Lufthansa nun vor, dass die in der Corona-Pandemie mit Staatsgeld gerettete Lufthansa eine ebenfalls staatlich unterstützte Fluggesellschaft "aus dem Markt drängen" wolle.

Ein Lufthansa-Sprecher gestand auf Anfrage zwar ein, das SPA gekündigt zu haben, betonte aber, dass weiterhin Condor-Gäste auf der Basis des sogenannten "Interlining" befördert werden. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Arrangements besteht allerdings darin, dass die Kunden-Airline (in diesem Fall Condor) keinen garantieren Zugriff auf die benötigten Sitzplätze mehr hat, Lufthansa also steuern kann, auf welchen Märkten sie Condor-Passagiere noch befördert und wo nicht. Rund 25 Prozent der Condor-Langstreckenpassagiere sind derzeit auf eine Umsteigeverbindung angewiesen.

Die größte deutsche Fluggesellschaft drängt derzeit massiv in den Markt für Ferienflüge, und zwar sowohl im Europaverkehr als auch auf der Langstrecke. Sie geht wie die meisten anderen in der Branche davon aus, dass sich der Markt für Privat- und Urlaubsreisen deutlich schneller erholen wird, als die Geschäftsreisen, auf die sich Lufthansa in der Vergangenheit strategisch konzentriert hat. Durch die Aufkündigung der Kooperation will sie wohl verhindern, dass sie Umsteiger für Condor-Flüge befördert, die mit ihren eigenen oder denjenigen der Konzerntochter Eurowings konkurrieren.

In Branchenkreisen heißt es, Condor rechne sich "sehr gute Chancen" bei einer kartellrechtlichen Beschwerde gegen die Lufthansa aus.

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