Luftfahrt:Die Leiden der Hersteller

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Airbus und Boeing haben beide mit technischen Problemen zu kämpfen. Den Europäern macht ein Militärflugzeug Ärger. Die amerikanische Konkurrenz wird zwei Testflugzeuge nicht los. Das drückt auf die Zahlen der Unternehmen.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Airbus Group-Chef Tom Enders ist bekanntlich ein Freund klarer Worte. Und so machte er auch am Mittwoch deutlich, was er von Zusatzbelastungen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro in zwei wichtigen Programmen hält, die Airbus im zweiten Quartal verbuchen musste. Diese seien "nicht akzeptabel." Enders bezog sich vor allem auf die Probleme beim Militärtransporter A400M, bei dem neue Lieferverzögerungen drohen, jetzt wegen technischer Mängel im Getriebe der Propeller. Die Sonderabschreibungen dazu belaufen sich auf eine Milliarde Euro. Auch die Startphase der Produktion des neuen zivilen Langstreckenflugzeuges A350 gerät teurer als vorgesehen.

So weit die schlechten Nachrichten: Sie hätten allerdings noch deutlich schlechter sein können. Denn trotz unzuverlässiger Lieferanten, die die Auslieferungen sowohl der A350 als auch des neuen Kurz- und Mittelstreckenjets A320neo verzögern, hält Airbus an seinem Ziel fest, dieses Jahr mehr als 650 zivile Flugzeuge an die Kunden zu übergeben. Will Airbus das Ziel erreichen, muss das zweite Halbjahr allerdings nicht so rumpelig verlaufen, denn in den ersten sechs Monaten lieferte der Hersteller nur 298 Maschinen aus. Angesichts der großen Probleme ist der Gewinnrückgang von vier Prozent auf 1,18 Milliarden Euro im zweiten Quartal auch weniger dramatisch als er hätte sein können. Dass Airbus weiterhin davon ausgeht, 2016 mehr Flugzeuge zu verkaufen als auszuliefern und damit rechnerisch nicht den hohen Auftragsbestand anknabbern muss, ist für die Investoren eine beruhigende Nachricht.

Erzrivale Boeing hat derweil ebenfalls mit Sonderlasten zu kämpfen. Der amerikanische Luftfahrtkonzern muss 2,1 Milliarden Dollar abschreiben - zwei Boeing 787-Testflugzeuge erweisen sich als unverkäuflich, die Produktion der 747 muss auf sechs Maschinen im Jahr zurückgefahren werden, weil die Nachfrage so schwach ist und die Entwicklung des Tankflugzeuges KC-46 erweist sich teurer als erhofft. Unter dem Strich verbuchte Boeing daher zum ersten Mal seit 2009 einen Quartalsverlust und senkte die Prognose für das Jahr 2016.

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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