Luftfahrt:Airbus fordert "A400M"-Hilfe

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Airbus hat mit seinem Militärtransporter große Probleme. (Foto: Miguel Morenatti/AP)

Der Konzern will mit den Erstkäufern des Transporters nachverhandeln.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Wegen weiterer Zusatzkosten in Milliardenhöhe fordert der Flugzeughersteller Airbus neue Verhandlungen mit den Käufern des Militärtransporters A400M. Dies hat Airbus-Chef Tom Enders in Briefen an die Verteidigungsminister der Staaten deutlich gemacht, die wie Deutschland Erstkäufer des Flugzeuges sind. Der A400M ist nach den Worten Enders' "eine riesige Belastung".

Der Konzern musste 2016 wegen neuerlicher technischer Probleme insgesamt 2,2 Milliarden Euro zusätzlich für das Projekt aufbringen. Für diese macht Enders vor allem das europäische Triebwerkskonsortium verantwortlich. Er beklagt aber auch die hohen Vertragsstrafen und die wegen der vielen Verspätungen zurückgehaltenen Zahlungen der Regierungen. Auch diese seien eine "erhebliche Bürde". In dem Schreiben sind Enders zufolge "sieben oder acht Punkte" aufgelistet, die das Unternehmen nun nachverhandeln will. Details dazu nannte er nicht, er fordere aber keine direkten Finanzhilfen.

Der Airbus-Chef ließ auch offen, ob das Unternehmen das Projekt bei einem Scheitern der Verhandlungen am Ende doch noch einstellen könnte. Er werde seine Verhandlungsstrategie nicht öffentlich diskutieren. Die Forderung werde "sicherlich nicht jeder Kunde mögen", aber sich zu verständigen, sei "absolut nötig, um das Programm fortzuführen". Er habe aber "keinen Grund, pessimistisch zu sein".

Für Enders ist die A400M schon lange ein rotes Tuch. Bereits 2009 drohte er offen damit, das Projekt zu kippen, wenn die staatlichen Kunden dem Hersteller nicht finanziell mehr beistünden. Anfang 2010 einigten sich die Länder auf Preiserhöhungen und andere Hilfen. Im Gegenzug sollten die Erstkunden an den Umsätzen bei künftigen Exportaufträgen beteiligt werden. Nach sieben Jahren, vielen weiteren technischen Schwierigkeiten und neuen Verspätungen steht die Einigung aus Sicht der Industrie wieder zur Disposition.

Enders rechtfertigt sein Vorgehen auch damit, dass aus seiner Sicht der ursprüngliche Kaufvertrag aus dem Jahr 2003 vollkommen unrealistisch war. Die damalige EADS, Vorgänger des heutigen Airbus-Konzerns, hatte sich dazu bereit erklärt, einen Vertrag nach dem Vorbild des Zivilflugzeugbaus zu unterschreiben, bei dem das Entwicklungsrisiko alleine bei der Industrie liegt. Auch die Risiken der Triebwerksentwicklung übernahm der Konzern, obwohl er mit der Wahl des Lieferanten nicht einverstanden war. Im militärischen Flugzeugbau ist es üblich, dass auch die Kunden solche Lasten mittragen, weil die Maschinen viel mehr leisten müssen und viel komplexer sind als Passagierjets.

Das Bundesverteidigungsministerium reagierte zurückhaltend: "Es ist wichtig, dass der Hersteller die aktuellen Probleme in dem Programm löst", so ein Sprecher. Es gebe zudem klare Vertragsgrundlagen.

Airbus lieferte mit 17 A400M im vorigen Jahr deutlich weniger Maschinen aus als geplant, im Jahr 2017 sollen es aber mehr als 20 werden. Die Bundeswehr hat bislang acht Maschinen erhalten, doch wegen technischer Mängel sind sie kaum einsatzfähig. Um den Ausfall zu kompensieren, will das Bundesverteidigungsministerium sechs Maschinen des Typs C130J beim US-Hersteller Lockheed Martin bestellen. Kosten: rund 1,5 Milliarden Euro.

Vor allem wegen der A400M-Probleme ging der Airbus-Konzerngewinn 2016 um zwei Drittel auf knapp eine Milliarde zurück, die Verteidigungssparte machte sogar einen Verlust von knapp 100 Millionen Euro.

Der Umsatz stieg um drei auf 67 Milliarden Euro.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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