Lohnverhandlungen:"Dieses Mal wird's schwieriger"

Lesezeit: 2 min

Gesamtmetall-Präsident Kannegiesser warnt die IG Metall vor überzogenen Forderungen: Ein Tarifabschluss über der Inflationsrate von drei Prozent werde schwierig.

Der Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser hat die IG Metall vor überzogenen Lohnforderungen gewarnt. Ein Tarifabschluss über der Inflationsrate von drei Prozent werde schwierig, sagte Kannegiesser der Bild-Zeitung. "Es kann nicht automatisch einen vollen Inflationsausgleich geben." In den vergangenen Jahren seien die Löhne der Metall- und Elektroindustrie immer so stark gestiegen, dass den Beschäftigten auch nach Abzug der Inflation unterm Strich etwas übrig geblieben sei.

Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser wehrt sich gegen Vorwürfe der IG Metall, er wolle die Beschäftigten in der anstehenden Lohnrunde ungerecht behandeln. (Foto: Foto: ddp)

"Das wird dieses Mal aber schwieriger", sagte Kannegiesser weiter. Als Grund nannte er unter anderem den starken Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise, der die Unternehmen belaste.

Vorwurf der Ungerechtigkeit

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall wehrt sich gegen Vorwürfe der IG Metall, er wolle die Beschäftigten in der anstehenden Lohnrunde ungerecht behandeln. Kannegiesser wies entsprechende Aussagen mit Verweis auf den Jobboom in der Branche zurück. "Die IG Metall wirft uns Ungerechtigkeit vor. Dabei haben wir seit April 2006 rund 235.000 neue Stammarbeitsplätze geschaffen", sagte Kannegiesser.

Die Zahl der Beschäftigten in der Branche sei mit 3,5 Millionen heute höher als vor zehn Jahren. Das sei "ein Riesenerfolg", erklärte der Gesamtmetallchef. Doch der Jobaufbau sei kein "Selbstläufer", Streiks in der anstehenden Tarifrunde sowie ein überhöhter Lohnabschluss müssten vermieden werden.

Die IG Metall will am Montag bekanntgeben, mit welcher Lohnforderung sie in die Tarifverhandlungen gehen will. Die bisherige Forderung der Gewerkschaft nach sieben bis acht Prozent mehr Lohn wies Kannegiesser zurück. Im kommenden Jahr werde sich das Wachstum in der Metall- und Elektroindustrie "bestenfalls" auf rund zwei bis 2,5 Prozent halbieren, "wahrscheinlich aber eher auf Null gehen", sagte er. Deswegen warnte er die Gewerkschaft vor Streiks: "Ein Arbeitskampf und ein überhöhter Tarifabschluss gefährden bestehende Jobs."

Verhandlungen zur Altersteilzeit gehen weiter

Währenddessen werden in Sindelfingen nach zweimonatiger Pause die Tarifverhandlungen für eine Neuregelung der Altersteilzeit in der Metall- und Elektroindustrie fortgesetzt. IG Metall und der Arbeitgeberverband Südwestmetall wollen bei dem Treffen am Mittwoch versuchen, doch noch vor der Entgelt-Tarifrunde eine Lösung in dem Konflikt zu finden. Ein Knackpunkt ist die Quote der Beschäftigten, die in Zukunft Anspruch auf Altersteilzeit haben sollen. Eine Einigung in dem traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg könnte bundesweit Vorbildcharakter für die Branche haben. Die Gespräche waren Ende Juni ergebnislos abgebrochen worden.

Die Arbeitgeber wollen den Anspruch auf Altersteilzeit stark einschränken. Dagegen fordert die IG Metall, die Altersteilzeit dürfe auch künftig nicht nur auf einen kleinen Kreis besonders belasteter Beschäftigter mit langer Betriebszugehörigkeit beschränkt werden.

Eine Neuregelung ist notwendig, weil Ende 2009 der Zuschuss der Bundesagentur für Arbeit wegfällt. Die BA fördert die Altersteilzeit bislang, wenn der Arbeitgeber die frei werdende Stelle mit einem Auszubildenden oder einem Arbeitslosen wiederbesetzt.

© sueddeutsche.de/AFP/ddp/AP/kim/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: