Libor-Skandal:Fannie Mae verklagt Deutsche Bank

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Der Skandal um den manipulierten Libor-Zinssatz kann für die Deutsche Bank noch richtig teuer werden. Nun klagt der US-Immobilienfinanzierer Fannie Mae gegen das Institut - weitere Verfahren laufen.

Der Libor-Skandal wird für die Deutsche Bank immer bedrohlicher. Neben den noch nicht abgeschlossenen Ermittlungen internationaler Aufsichtsbehörden häufen sich nun auch Schadenersatzforderungen von Unternehmen. Am Donnerstag reichte der US-Immobilienfinanzierer Fannie Mae in New York Klage gegen die Deutsche Bank sowie acht weitere Banken ein. Das Unternehmen fordert von den Instituten rund 800 Millionen US-Dollar (585 Mio Euro) Schadenersatz. Die Deutsche Bank lehnte am Freitag einen Kommentar zu dem Thema ab.

Die in der Finanzkrise 2008 verstaatlichte Fannie Mae sieht sich durch die Manipulation der Libor-Zinssätze geschädigt, zu denen sich die Banken untereinander Geld leihen. Im Vertrauen auf eine ehrliche Festsetzung gelten diese als Basis für Finanzgeschäfte von Hunderten Billionen Dollar. So hat Fannie Mae zahlreiche Kredite an den Libor gekoppelt.

Doch das Vertrauen ist seit Sommer 2012 tief gestört. Seitdem ist bekannt, dass Banken bei der Feststellung der Zinssätze getrickst haben, um selbst Handelsgewinne zu erzielen. Fannie Mae zielt mit der jüngsten Klage neben der Deutschen Bank auch auf die europäischen Institute UBS, Credit Suisse, Rabobank, Barclays und Royal Bank of Scotland sowie auf die US-Banken JPMorgan, Citigroup und Bank of America.

Die neue Klage zeigt, dass das Risiko privater Schadenersatzforderungen für die Deutsche Bank größer sein könnte als die Gefahr möglicher Strafzahlungen an internationale Behörden. Bereits im März hatte Freddie Mac, das Schwesterunternehmen von Fannie Mae, mehr als ein Dutzend Großbanken wegen der Folgen der Libor-Manipulationen verklagt.

Vor mehr als einem Jahr hatte sich das Frankfurter Bankhaus Metzler einer Sammelklage in den USA gegen die Deutsche Bank angeschlossen, die nach Angaben einer Sprecherin unverändert weiterläuft.

Wegen der drohenden Risiken erhöhte die Bank ihre Rückstellungen

Die Behörden haben weltweit bislang Strafen von insgesamt 3,7 Milliarden Dollar wegen des Libor-Skandals verhängt. Erst in dieser Woche einigte sich die niederländische Rabobank mit den Aufsehern auf die Zahlung von 774 Millionen Euro. In der Folge trat der Chef der Genossenschaftsbank, Piet Moerland, zurück. Weltweit war es die zweithöchste Vergleichszahlung, die bislang gegen eine Bank im Zusammenhang mit der Manipulation der Referenzzinssätze verhängt wurde.

Die bisherige Rekordstrafe bekam die Schweizer UBS mit 1,5 Milliarden US-Dollar (1,1 Mrd Euro) aufgebrummt. Ebenfalls belangt wurden bereits die britischen Institute RBS und Barclays. Gegen zahlreiche weitere Institute laufen noch Ermittlungen, darunter auch gegen die Deutsche Bank. Diese könnten zu "hohen Geldstrafen" führen, schrieben die Frankfurter in ihrem jüngsten Quartalsbericht. Wegen der drohenden Zahlungen erhöhte das Institut in diesem Jahr seine Rückstellungen für Rechtsrisiken um zwei Milliarden auf 4,1 Milliarden Euro.

Dass einzelne Deutsche-Bank-Mitarbeiter an den Tricksereien beteiligt waren, bestreitet die Bank nicht. Sie betont aber, dass das Top-Management nicht in die Vorgänge verwickelt gewesen sei. Allerdings kassierte das Frankfurter Arbeitsgericht die fristlose Kündigung von vier in den Skandal verwickelten Mitarbeitern im September.

Das Gericht urteilte, die Deutsche Bank habe selbst "durch ihre interne Organisation ... einen erheblichen Interessenkonflikt herbeigeführt", die Entlassungen seien "unverhältnismäßig". Der täglich in London festgestellte Libor gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Er wird bislang aus den wenig kontrollierten Eingaben von einigen Kreditinstituten gebildet. Schon winzige Veränderungen können dabei große Wirkungen haben, denn der Libor wird als Grundlage für eine große Zahl an Finanzgeschäften herangezogen. Sie reichen von Krediten für Häuslebauer bis hin zu komplexen Derivategeschäften.

© Süddeutsche.de/dpa/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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