Die Allianz Lebensversicherung senkt die garantierte Privatrente für 750 000 Kunden um rund neun Prozent. Betroffen sind Versicherte in bestimmten (meist fondsgebundenen) Tarifen, bei denen ab März 2021 die Auszahlungsphase der Privatrente beginnt. Wer jetzt schon eine Rente erhält, ist nicht betroffen.
Mit 30 Prozent Marktanteil ist die Stuttgarter Gesellschaft Branchenprimus, bei Neuverträgen erreicht sie fast 50 Prozent. Sie hat insgesamt 10,3 Millionen Kunden. Der drastische Schritt zeigt, wie sehr sich die Niedrigzinsen auswirken. Dazu kommt noch die gestiegene Lebenserwartung.
Technisch gesehen reduziert die Allianz den sogenannten Rechnungszins von 1,75 Prozent auf 1,25 Prozent, das sind 29 Prozent. Die Absenkung wirkt sich auf den Rentenfaktor aus, der festlegt, welche Privatrente der Versicherer garantiert. Durch die Absenkung wird die Privatrente um rund 9 Prozent abgesenkt, sagte ein Allianz-Sprecher. *
"Dazu kommt noch der Betrag aus der Überschussbeteiligung", sagte ein Sprecher. Allerdings kann er bei schlechtem Verlauf der Kapitalmärkte auch wegfallen.
Der Allianz-Sprecher begründete den Schritt mit den niedrigen Zinsen und damit, dass nur so höhere Gesamtrenditen für die Kunden durch chancenreichere Investments erreicht werden könnten.
Denn für die Absicherung des Rentenfaktors muss der Versicherer umso mehr Gelder in sichere Anlagen verschieben, je näher der Beginn der Rentenzahlungsphase rückt - beispielsweise in Staatsanleihen statt in Aktien oder Immobilien. "Dafür gibt es aber kaum noch Zinsen oder sogar Negativzinsen." Durch die Absenkung des Rentenfaktors müssten weniger Mittel auf diese Weise umgeschichtet werden, die Renditechancen stiegen.
Die Allianz bietet seit Anfang 2021 keine Neuverträge mehr an, die den Erhalt der eingezahlten Beiträge zu 100 Prozent garantieren. Stattdessen gelten Garantien von 60 Prozent bis 90 Prozent. Nur bei Riester und betrieblichen Verträgen gibt es noch die 100 Prozent.
* Ursprünglich hatten wir geschrieben, dass die Allianz den Rentenfaktor um 29 Prozent absenkt. Das beruhte auf einem Missverständnis. Die Allianz senkt den Rechnungszins um 29 Prozent ab. Das wirkt sich mit rund 9 Prozent beim Rentenfaktor aus.