Lanxess:Schluss mit "schmutziger Chemie"

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Als erster großer Chemiekonzern kündigt Lanxess an, dass man bis 2040 klimaneutral werden wolle. Die Boni für Manager sollen künftig auch davon abhängen, wie schnell der CO2-Ausstoß sinkt.

Von Benedikt Müller, Köln

Matthias Zachert ist nicht der erste Chef, der klimaneutral werden will. Viele Firmen werben damit, bis zu welchem Jahr sie keine Treibhausgase mehr ausstoßen wollen. Und doch ist Zacherts Ankündigung eine Neuheit: Mit Lanxess verspricht erstmals ein großer Chemiekonzern aus Deutschland, dass er bis 2040 CO₂-neutral wirtschaften wolle. "Wir werden uns von schmutziger Chemie trennen", so Zachert.

Bis 2040 wirkt es zwar noch lange hin. Allerdings brauchen Chemiefabriken seit jeher viele Rohstoffe wie Öl, Gas und Strom. So zeichnete sich alleine Lanxess im vergangenen Jahr für den Ausstoß von 3,2 Millionen Tonnen CO₂ verantwortlich. Zum Vergleich: Ganz Deutschland emittierte gut 865 Millionen Tonnen. Diese Zahl muss künftig zurückgehen, damit die Bundesrepublik ihre klimapolitischen Verpflichtungen einhalten kann.

Lanxess setzt sich das Zwischenziel, den Ausstoß bis 2030 zu halbieren. "Das schaffen wir durch unsere eigenen Hände und Grips", sagt Vorstandschef Zachert. Beispielsweise will das Unternehmen Anlagen in Belgien derart umbauen, dass künftig kein klimaschädliches Lachgas mehr in die Umwelt strömt. Auch wollen die Kölner ihre Fabriken in Indien künftig mit Biomasse und Solarenergie betreiben statt mit Kohle und Gas. Derlei Umbauten sollen zunächst etwa 100 Millionen Euro kosten.

Damit Lanxess danach auch das Ziel für 2040 erfüllen könne, müsse die Politik Rahmenbedingungen setzen, mahnt Zachert: "Dafür brauchen wir Netze, dafür brauchen wir regenerative Energien, und zwar zu wettbewerbsfähigen Preisen." Ähnlich äußern sich etwa Stahlhersteller, die für eine klimaneutrale Zukunft auf Ökostrom und Wasserstoff setzen. Umso mehr besorgt die Industrie, dass etwa der Ausbau von Windrädern in Deutschland zuletzt erlahmt ist.

Die Firmen reagieren mit ihren Plänen nicht nur auf den Druck von Politik und Gesellschaft. Auch muss die Industrie in der EU Zertifikate für CO₂-Emissionen kaufen. Die EU gibt von Jahr zu Jahr weniger Verschmutzungsrechte aus; deren Preis hat sich zuletzt vervierfacht. Zudem plant die Bundesregierung einen CO₂-Preis, der klimaschädliches Verhalten auch im Verkehrs- und Gebäudesektor verteuern soll. Unternehmen wie Lanxess befürchten nun, dass sie künftig doppelt für ihren CO₂-Ausstoß belangt werden könnten.

Lanxess entstand 2004, als der Bayer-Konzern einige Chemie- und Kunststoffgeschäfte abspaltete. Seitdem habe Lanxess die Treibhausgasemissionen bereits halbiert, betont Zachert. Dazu hat freilich auch beigetragen, dass die Kölner ihr rohstoffgetriebenes Kautschukgeschäft kürzlich abgegeben haben - und eher auf Spezialchemikalien mit niedrigerem CO₂-Ausstoß setzen. Andere Chemiekonzerne wie BASF haben ebenfalls angekündigt, dass sie in den nächsten Jahren zwar weiter wachsen wollen, ihre Treibhausgasemissionen aber nicht mitsteigen sollen.

Bei Lanxess haben sie sich einen Kniff überlegt, damit das Klima auch wirklich in den Köpfen der Manager ankommt: Wie stark die Emissionen zurückgehen, soll fortan ein Kriterium sein, an dem sich die Boni für Führungskräfte bemessen. Manager wie Zachert sollen künftig also auf ihrem Kontoauszug spüren, ob sie Wort gehalten haben.

© SZ vom 14.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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