Landesbanken:Ende ohne Schrecken

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Zentrale der Nord LB in Hannover: Bislang schrecken die Eigentümer, das Land Niedersachsen und die Sparkassen, vor einer Abwicklung der Landesbank zurück. (Foto: Ole Spata/AFP)

Eine Landesbank abzuwickeln, ist oft die bessere Lösung als sie aufzupäppeln oder sie zu verkaufen. Das zeigt das Beispiel in Düsseldorf.

Von M. Schreiber und N. Wischmeyer, Köln/Frankfurt

Während in der Finanzbranche viele über die Zukunft der Landesbanken reden, ist Matthias Wargers glücklich, wenn von der West-LB eines Tages nichts mehr übrig ist. Er ist Vorstand der Ersten Abwicklungsanstalt (EAA), einer Bad Bank, die den Scherbenhaufen der einst schillernden Landesbank aufräumen soll. Auf der ganzen Welt hielt die West-LB Beteiligungen, Anteile an Immobilien und hochspekulative Wertpapiere.

Im Zuge der Finanzkrise geriet die Landesbank in Not. Während man sich bei der Nord-LB oder der HSH-Nordbank zuletzt dafür entschied, sie noch einmal aufzupäppeln oder zu verkaufen, hieß es für die West-LB schlussendlich: Abwicklung.

Das bedeutet, die EAA übernahm alle Bestände und lässt die Wertpapiere und Kredite langsam auslaufen, strukturiert sie um oder verkauft sie - und das durchaus erfolgreich. So teuer das Ende der West-LB für die Steuerzahler war, so glimpflich verlief ihre Abwicklung. Sie hat bisher jedenfalls weniger gekostet als befürchtet. Denn als der EAA die Reste der West-LB übertragen wurden, übernahm sie auch rund drei Milliarden Euro Eigenkapital. Wargers geht davon aus, dass das reichen wird, um die restlichen Bestände abzuwickeln und er auf öffentliche Gelder verzichten kann.

90 Prozent der Papiere und Beteiligungen, die die EAA von der West-LB übernommen hat, sind bereits abgewickelt, teilweise sogar mit Gewinn. Hinzu kommt, dass die verbleibenden Vermögenswerte leichter zu veräußern sind, da die EAA viele toxische Papiere bereits zu Anfang losgeschlagen hat. "Heute ist das Portfolio qualitativ viel besser", erklärt Wargers. 2018 erzielten die verbleibenden Bestände ein Plus von 2,6 Millionen Euro nach Steuern.

Ursprünglich war geplant, dass die Bestände bis 2027 vollkommen abgebaut sind. Da es in den vergangenen Jahren aber gut lief, wird innerhalb der EAA mittlerweile diskutiert, ob man nicht früher fertig werden könnte. Die vorläufige Abrechnung der EAA zeigt damit deutlich, dass es manchmal günstiger sein kann, eine in Schieflage geratene Bank einfach abzuwickeln statt sie immer wieder aufzupäppeln. Das Problem: Wenn eine Bank Probleme hat, Kapital braucht, aber immer noch kein funktionierendes Geschäftsmodell hat, ist es oft nur eine Frage der Zeit, bis sie erneut einen Zuschuss der Eigentümer braucht. Das war der Fall bei der HSH-Nordbank, die von den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein in der Finanzkrise aufgefangen wurde, nur um später erneut Staatshilfen zu verlangen.

Unlängst wurde die HSH privatisiert. Eine alternative Abwicklung schlossen die Länder von vornherein aus. Die Käufer der HSH, ein Konsortium um den US-Finanzinvestor Cerberus, machten daher ein gutes Geschäft. Die Investoren erhielten die Bank quasi zum Nulltarif, zuzüglich Ausfallgarantien in Milliardenhöhe. Auch eine Abwicklung hätte weiteres Steuergeld gekostet, außerdem wären Länder weiter im Risiko gewesen, aber die Landesregierungen haben den Bürgern nie eine derartige Alternativrechnung präsentiert.

Auch bei der Nord-LB, der benachbarten Landesbank in Hannover, schreckten die Eigentümer, das Land Niedersachsen und die Sparkassen, vor einer Abwicklung zurück. Die Bank erhält vom Land Niedersachsen und den Sparkassen nun 3,6 Milliarden Euro frisches Kapital. Nach der Finanzkrise hatten Politik und Finanzbranche zwar geschworen, dass es kein Steuergeld mehr für die Rettung von Banken gebe. Geldhäuser sollen auch abgewickelt werden können - und rein theoretisch wäre auch eine Abwicklung der Nord-LB und der HSH möglich gewesen - noch dazu, indem man die Gläubiger mitbezahlen lässt.

Ähnlich wie in Hamburg aber hatten die Beteiligten in Hannover eine Abwicklung ausgeschlossen: das Land aus Sorge um den Standort, und die Sparkassen und Landesbanken, weil sie sich die gegenseitige Stützung in einem Haftungsverbund versprochen haben. Mit diesem Haftungsverbund sind wichtige Privilegien verbunden für die Sparkassen, die sie nicht aufs Spiel setzen wollten - und damit eine womöglich günstige Alternative in den Wind schlugen.

© SZ vom 15.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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