Mit seiner Wirtschaft schrieb Polen eine Erfolgsgeschichte. Polens Volkswirtschaft ist die mit Abstand größte in Zentral- und Osteuropa - und die achtgrößte der EU: hinter Schweden, doch vor Belgien oder Österreich. 2015 wuchs Polens Wirtschaft um 3,5 Prozent, die EU-Kommission sagt weiterhin Wachstum in gleicher Höhe voraus. Der Boom, der auch in der weltweiten Krise 2008/2009 weiterging, stützte sich vor allem auf Investitionen etwa deutscher oder amerikanischer Unternehmen - und auf Fördermilliarden der EU. Mit 14 Milliarden Euro netto im Jahr, bei einem Staatshaushalt von umgerechnet 83 Milliarden Euro, profitiert Polen von der EU mehr als jeder andere Mitgliedsstaat.
Auf der Rangliste "Doing Business 2016" der Weltbank liegt Polen auf Rang 25 und mit Ausnahme der baltischen Länder vor allen anderen Staaten Mittel- und Osteuropas. Gleichwohl ist Wohlstand in Polen ungleich zwischen boomenden Städten und ärmeren Regionen verteilt.
Die Arbeitslosigkeit liegt nur deshalb bei im EU-Vergleich niedrigen 7,1 Prozent, weil mehrere Millionen Polen in England, Deutschland, Holland oder in den USA leben und arbeiten. Junge Polen finden nicht leicht eine Stelle; 1,4 Millionen Polen haben nur einen Zeitvertrag. Selbst ein Ingenieur verdient als Berufsanfänger kaum mehr als umgerechnet 550 Euro netto.
Die Staatsverschuldung ist mit 52,5 Prozent der Wirtschaftsleistung im EU-Vergleich niedrig. Deutsche Investoren (gut 6200 polnische Firmen gehören ganz oder teilweise Deutschen) schätzen an Polen bisher vor allem EU-Mitgliedschaft und politische Stabilität: Diese aber könnte durch den Kurs der seit November 2015 amtierenden Regierung bedroht sein, die sich Justiz, Medien und den Beamtenapparat stärker als ihre Vorgänger unterstellt hat.