Ländervergleich:Tesla bringt Brandenburg das größte Wachstum

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Die Tesla-Fabrik in Grünheide schiebt die Wirtschaft in Brandenburg an. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Neben dem amerikanischen Elektroautokonzern haben sich auch zahlreiche Zulieferer der Branche angesiedelt.

Dank der Ansiedlung des Autoherstellers Tesla hat Brandenburg im ersten Halbjahr bundesweit das mit Abstand größte Wirtschaftswachstum geschafft. Von Januar bis Juni stieg des Bruttoinlandsprodukt (BIP) in dem ostdeutschen Flächenstaat um 6,0 Prozent binnen Jahresfrist, wie das Landesstatistikamt am Freitag mitteilte. "Der Fahrzeugbau hat die Wirtschaft sehr angeschoben", sagte Statistikexperte Benjamin Gampfer zu Reuters. "Das ist der Haupttreiber, warum Brandenburg so stark über dem Bundesdurchschnitt liegt."

Das zweitgrößte BIP-Plus gelang Hamburg mit 1,7 Prozent vor Niedersachsen mit 0,9 Prozent. Schlusslicht waren Rheinland-Pfalz - wegen schwächelnder Industrie - mit minus 5,4 Prozent und Sachsen-Anhalt (-3,2 Prozent). Bundesweit schrumpfte das BIP um 0,3 Prozent. Fachleute erwarten Ähnliches auch im Gesamtjahr.

Der Elektroautobauer Tesla hat ein großes Werk im brandenburgischen Grünheide nahe Berlin. Ökonomen erklären das gute Abschneiden Brandenburgs mit dem Erfolg des US-Konzerns. "Ja, das ist Tesla", sagte der Leiter der Ifo-Niederlassung Dresden, Marcel Thum, zu Reuters. Dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zufolge legte durch den Tesla-Effekt schon 2022 die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe in Brandenburg gut 13 Prozent zu. Entscheidender Treiber des Wachstums seien die Investitionen der Industrie in die Elektromobilität, sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp von den Unternehmerverbänden Berlin-Brandenburg (UVB). "Hier ist nicht nur Tesla zu nennen." Viele Zulieferer hätten sich in ganz Brandenburg angesiedelt und bildeten eine Wertschöpfungskette rund um diese neue Industrie.

"Hier entsteht ein Wachstumskern, der der ganzen Region einen Schub und neuen Wohlstand bringt." Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach betonte, der Bereich Herstellung von Kfz und Kfz-Teilen habe sich in den vergangenen Jahren zum umsatz- und beschäftigungsstärksten Wirtschaftszweig im Bundesland entwickelt - "was maßgeblich auf den Hochlauf der Produktion bei Tesla zurückzuführen ist". Entscheidend sei hier aber nicht allein der US-Konzern, sondern auch die "Zulieferbranche und die Batteriematerialienindustrie".

Während Tesla in Brandenburg für einen Einmaleffekt beim BIP-Wachstum sorgt, spürt Rheinland-Pfalz eine Art Bumerang. Der starke Einbruch bei der Wirtschaftskraft ist dem Statistikamt zufolge vor allem "auf einzelne Branchen zurückzuführen, die 2021 von der Entwicklung und der Produktion eines Impfstoffes gegen das Coronavirus profitierten". Der geschäftliche Erfolg des Mainzer Unternehmens Biontech mit seinem Covid-19-Impfstoff hatte die Wirtschaft damals stark angekurbelt.

Mittelfristig wird Berlin einer Studie zufolge deutscher Meister beim Wirtschaftswachstum. Das BIP der Hauptstadt werde 2030 um rund elf Prozent größer sein als Ende 2023, heißt es in der Analyse der europäischen Ratingagentur Scope. "Aufgrund der demografischen Entwicklung prognostizieren wir, dass Berlin mit einer durchschnittlichen realen Wachstumsrate von 1,5 Prozent die am schnellsten wachsende regionale Wirtschaft in Deutschland sein wird." Auf Platz zwei kommt demnach Bayern vor Sachsen.

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