Kurznachrichtendienst:Mehr Platz für Twitterer

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Seit September testet Twitter ein neues Zeichenlimit: 280 statt 140 Zeichen. Nun gilt die Grenze für alle. Ausnahme: Japaner, Koreaner, Chinesen.

Von Katharina Kutsche, München

Im Grunde waren sie ja das Besondere an Twitter, die 140 Zeichen, die jeden Nutzer des Kurznachrichtendienstes dazu zwangen, zackig auf den Punkt zu kommen. Nun dürfen sich alle Schreiber auf doppelter Länge ausbreiten: Ab sofort ist das Limit eines Tweets auf 280 Zeichen erweitert. Seit September hatte das Unternehmen die neue Länge von Nutzern testen lassen und sieht sich in seiner Großzügigkeit bestätigt. Klar sei man im Unternehmen, wie auch die Twitterer selbst, besorgt gewesen, dass nur noch Tweets in voller Länge die Timelines verstopfen. Aber der Test habe gezeigt, dass nur fünf Prozent der Tweets länger als 140 Zeichen waren und nur zwei Prozent länger als 190 Zeichen, so eine Sprecherin in einem Blogeintrag auf der Unternehmenswebseite. Und ja, während der Testphase hätten einige Nutzer "auf eine kreative Art verrückte Dinge" gemacht, um die neue Länge auszuschöpfen, viele Leerzeichen und Absätze etwa. Das sei aber ein temporärer Effekt gewesen, der seinen Höhepunkt wohl in dieser Woche erreiche, bis alle wieder zu "normalem Verhalten" finden.

Die ursprüngliche Länge von 140 Zeichen gab es seit der Gründung von Twitter im Jahr 2006. Es sei eine willkürliche Entscheidung gewesen, die mit der Maximal-Länge einer SMS-Nachricht (160 Zeichen) zusammenhing, erklärte Twitter-Chef Jack Dorsey in einem Tweet. Inwieweit Nutzer mit dem Limit auskommen, hängt wesentlich von ihrer Muttersprache ab. Japaner, Koreaner und Chinesen etwa haben wegen ihrer Schriftzeichen keine Probleme, sich kurz zu fassen. In Deutschland dagegen, der Heimat von Wortschöpfungen wie Arbeitsunfallversicherungsgesetz und Nahrungsmittelunverträglichkeit, stießen Twitterer durchaus an ihre Grenzen - zur Belustigung von ausländischen Nutzern, die sich mit einer Karikatur über Deutsche amüsierten: "140 Zeichen? Das reicht ja gerade für zwei Wörter." Nun reicht es für mehr.

© SZ vom 09.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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