Kurzarbeit bei Daimler:Das Ende der Dickschiffe

Eigentlich wollte Daimler "die zweite Erfindung des Automobils" vorantreiben. Doch nun bereiten die aktuellen Autos dem Konzern so viele Probleme, dass die Produktion gedrosselt wird.

Dagmar Deckstein

Es kommt nicht alle Tage vor, dass der Chef eines Dax-Konzerns das bisherige und scheinbar bestens bewährte Geschäftsmodell des von ihm geführten Unternehmens so knallhart infrage stellt. Daimler-Chef Dieter Zetsche tat das schon Anfang Juli dieses Jahres auf dem Magdeburger Umweltforum seines Konzerns.

(Foto: Foto: dpa)

Nicht nur gab er die Devise aus, dass nunmehr nichts Geringeres als "die zweite Erfindung des Automobils" auf dem Programm stehe. Er behielt auch mit seiner Prognose recht: "Es ist aus Produktionssicht eine Katastrophe, die da auf uns zukommt."

Mit Karacho in die Absatzflaute

Wahrscheinlich wäre es ihm im Nachhinein betrachtet lieber gewesen, nicht so schnell so recht behalten zu haben. Zwar sollten verantwortungsbewusste Zeitgenossen mit nega-superlativen Begriffen wie Katastrophe in diesen düsteren Krisenzeiten sparsamst haushalten. Aber es ist schon bedrückend, mit welcher Geschwindigkeit die meisten Autohersteller innerhalb weniger Wochen in die größte Absatzflaute der Nachkriegsgeschichte rauschen. Auch Daimler.

Noch während Zetsches sommerlichem Unkenruf hätte keiner im Konzern an das seit den frühen neunziger Jahren aus dem Sprachschatz verbannte Wort Kurzarbeit auch nur zu denken gewagt. Jetzt ist diese Form der Produktionsdrosselung in der gesamten Industrie inklusive Zulieferern zum probaten Instrument der Krisenbewältigung geworden.

Die Hauptaufgabe aber bleibt: die zweite Erfindung des Automobils. Ganz im Sinne Robert Boschs, der 1906 von einer Fahrt im "Motorwagen" schwärmte, gegen den Pferde "unglaublich langweilig" seien. So wirken die pferdestarken, spritschluckenden Dicksschiffe der Straße auf die Kunden inzwischen auch.

© SZ vom 09.12.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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