Kündigung wegen Pleite:Gefeuerte Schlecker-Mitarbeiter klagen

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Dann eben vor Gericht: Mehr als vierhundert entlassene Schlecker-Mitarbeiter klagen gegen ihre Kündigung. Die Frage ist vor allem, ob dabei genug Rücksicht auf ihre soziale Situation genommen wurde. Dem Insolvenzverwalter kommen die Klagen ungelegen.

Hunderte frühere Beschäftigte der bankrotten Drogeriekette Schlecker haben rechtliche Schritte gegen ihre Entlassung eingeleitet. Bis Anfang der Woche gingen bundesweit rund 450 Kündigungsklagen bei Arbeitsgerichten ein, ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Endgültige Zahlen werden in den nächsten Wochen erwartet.

Ende März war im Zuge der Schlecker-Pleite mehr als 10.000 Mitarbeitern gekündigt worden, nachdem die Gründung einer Auffanggesellschaft für diese gescheitert war. Erfolg könnten Experten zufolge jene Fälle haben, in denen ein Fehler bei der Sozialauswahl festgestellt wird. Arbeitgeber müssen bei Kündigungswellen nach sozialen Gesichtspunkten entscheiden. Dazu gehören die Dauer der Betriebszugehörigkeit, Alter und mögliche Unterhaltspflichten des Arbeitnehmers.

Besonders hoch war die Zahl der eingereichten Klagen bisher in Berlin, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Die Gerichte rechnen mit weitaus mehr Klagen gegen die insolvente Drogeriekette, da die dreiwöchige Frist zur Einreichung in den meisten Fällen erst an diesem Freitag abläuft.

Zudem sammeln in manchen Orten Gewerkschaften die Klagen ihrer Mitglieder, um sie gebündelt an die zuständigen Arbeitsgerichte zu übergeben. Hinzu kämen laut der Gewerkschaft Verdi möglicherweise Kläger, die selbst einen Anwalt eingeschaltet hätten.

In Dresden und Leipzig waren es zusammen 44 Klagen. In Nordrhein-Westfalen klagten bei den Arbeitsgerichten 80 Entlassene. "Da kommt aber wahrscheinlich noch mehr", hieß es aus Köln. Im Hamburg, Lübeck, Bremen und Hannover waren es 44 Fälle sowie in Nürnberg, Augsburg und München zusammen 43.

Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz dürfte die Klagewelle nicht gefallen. Er versucht, einen Käufer für Schlecker zu finden und befürchtet, dass Klagen Investoren abschrecken könnten. "Kündigungsschutzklagen dürften eher chancenlos sein, sie schaden jedoch der Investorensuche, damit auch den verbleibenden Arbeitsplätzen", sagte sein Sprecher.

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