Krise der Autokonzerne:GM filetiert sich selbst

Lesezeit: 2 min

General Motors dringt auf Kredite der US-Regierung und ist sogar bereit, vier Automarken zu verkaufen. Die deutsche GM-Tochter Opel mahnte erneut Bundes-Hilfen an - das Bochumer Werk sei in Gefahr.

Mit aller Kraft stemmen sich die krisengeschüttelten US-Autokonzerne General Motors (GM) und Ford gegen die Krise. Nun erwägt GM offenbar sogar den Verkauf von vier Automobilmarken, um an milliardenschwere Regierungskredite zu gelangen. Dazu zählten Saab, Saturn, Hummer und sogar die Traditionsmarke Pontiac berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Kreise.

Die Zentrale von General Motors in Detroit: Der US-Kongress hat dem Konzern ein Ultimatum gestellt, um die Notwendigkeit staatlicher Hilfen zu erläutern. (Foto: Foto: AFP)

Das GM-Direktorium wolle den Vorschlag am 30. November und 1. Dezember beraten. Bei GM war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erhalten. Zu GM gehören in den USA ferner die Marken Buick, Cadillac, Chevrolet und GMC.

Auch eine Analyse der Deutschen Bank gibt Grund zur Hoffnung. Darin hieß es, die Chancen für eine staatliche Rettung hätten sich zuletzt deutlich verbessert, da in Washington die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen eines Konkurses wachse. Prompt setzten die zuletzt stark gebeutelten Aktien von GM und Ford am Mittwoch zu einem gewaltigen Kurssprung an. Die GM-Titel legten um 35,11 Prozent zu, die Aktien von Ford um mehr als 29,52 Prozent.

Galgenfrist für Konzernchefs

In der folgenden Woche könnte der Kongress dann auf deren Basis über staatliche Hilfen beraten. Nach dem vorläufigen Scheitern der milliardenschweren Hilfspläne für die angeschlagene US-Autoindustrie hatte der Kongress den größten drei Konzernen in der vergangenen Woche ein Ultimatum gestellt.

Die Chefs von GM, Ford und Chrysler erhielten bis Anfang Dezember eine Galgenfrist, um die Abgeordneten von der Notwendigkeit neuer Zuschüsse aus der Steuerkasse zu überzeugen. Dazu sollen sie nun eine Strategie über die Verwendung der verlangten Hilfen über 25 Milliarden Dollar vorlegen.

Experten halten es für möglich, dass mindestens einer der großen US-Autobauer demnächst Gläubigerschutz anmelden könnte. GM allein hat um einen Überbrückungskredit zwischen zehn und zwölf Milliarden Dollar gebeten. Das Unternehmen hat vor den katastrophalen Folgen für die US-Wirtschaft gewarnt, falls der Staat nicht aushilft.

Unterdessen erhöhen die IG Metall und der Bochumer Opel-Betriebsrat den Druck auf die Bundesregierung und dringen noch einmal vehement auf auf Staatsbürgschaften für die deutsche GM-Tochter Opel. Allein das Bochumer Werk benötige für seine neuen Modellreihen 420 Millionen Euro an Investitionen, heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier, das am Donnerstag verbreitet werden sollte.

Ohne Zukunftsinvestitionen sei das Aus für Bochum programmiert. In diesem Fall seien 6000 Arbeitsplätze in Bochum und bis zu 25.000 Jobs in der nordrhein-westfälischen Zulieferindustrie akut gefährdet.

"Das Land NRW ist in der Verantwortung"

Der IG-Metall-Chef Nordrhein-Westfalens, Oliver Burkhard, sagte der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ): "Das Land NRW ist jetzt in der Verantwortung. Wir brauchen schnelles, entschlossenes Handeln, damit die 420 Millionen Euro Zukunftsinvestitionen schnell in trockene Tücher kommen." Wenn der bedrohte Mutterkonzern GM die zugesagten Investitionen nicht mehr leisten könne, müsse Opel Kredite aufnehmen, für die dringend Staatsbürgschaften benötigt würden.

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hatte eine Bürgschaft in Aussicht gestellt. Kanzlerin Angela Merkel erklärte, auch der Bund prüfe eine Bürgschaft für Opel in Milliardenhöhe. Nach WAZ-Informationen tragen Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers alle Unterlagen zusammen, die Bund und Länder für die Genehmigung einer Bürgschaft benötigen.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/tob/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: