Krankenversicherung: Fonds für Digitales 

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Im Gesundheitswesen bleiben sinnvolle digitale Initiativen oft auf der Strecke. Das wollen die privaten Krankenversicherer jetzt ändern.

Von Ilse Schlingensiepen, Berlin

Die privaten Krankenversicherer wollen im Wettbewerb mit den gesetzlichen Krankenkassen als digitale Vorreiter punkten. In einer Gemeinschaftsaktion will die Branche einen Fonds auflegen, der in digitale Lösungen im Gesundheitswesen investieren soll. Das kündigte Uwe Laue, der Vorsitzende des PKV-Verbands, auf der Jahrestagung der Branche in Berlin an. "Dadurch sollen digitale Gesundheitsanwendungen noch schneller in die Versorgung gelangen", sagte er.

In kaum einem anderen Bereich gibt es so viele digitale Initiativen wie im Gesundheitswesen. Das reicht von einer Flut von Gesundheits-Apps über Video-Sprechstunden bis hin zur Übermittlung von Daten aus dem Rettungswagen an einen Arzt, der die Rettungssanitäter aus der Zentrale heraus digital begleitet und auch unterstützt. Viele Initiativen schaffen es aber nicht über den Projektstatus hinaus, weil die Kostenübernahme oft nicht geregelt ist. Deshalb will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die "App auf Rezept" ermöglichen, damit geprüfte Angebote von den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) erstattet werden.

Außerdem möchte sich die PKV in einem politisch schwierigen Umfeld als Innovationsvorreiter profilieren. Die Branche steht auf vielen Feldern in Konkurrenz zur GKV, vor allem beim Werben um gut verdienende Angestellte, die entscheiden können, ob sie sich im gesetzlichen oder im privaten System versichern wollen. Auf der einen Seite versuchen die Privaten, mit dem Verweis auf das häufig umfassendere Leistungsangebot zu punkten. Auf der anderen Seite gewinnen zusätzliche Dienstleistungen wie die Unterstützung der Kunden im Krankheitsfall bei der Positionierung der PKV-Anbieter an Bedeutung. Dabei spielt die Digitalisierung eine immer wichtigere Rolle.

Verbandschef Laue hofft, dass viele Anbieter mitmachen

Die Branche will jetzt davon profitieren, dass sie bei der Entscheidung über die Kostenübernahme oft flexibler und schneller ist als die gesetzliche Konkurrenz. Wenn klar sei, dass eine Behandlung medizinisch notwendig sei, würden die Privatversicherer auch neu zugelassene Diagnose- und Therapie-Verfahren erstatten - ohne langwierige Genehmigungsprozeduren. Die PKV will auch Treiber der digitalen Innovation sein.

Als mögliche Beispiele für Projekte, in die der Fonds investieren wird, nannte Laue telemedizinische Angebote, die den Zugang der Patienten zur medizinischen Versorgung auch außerhalb der großen Zentren erleichtern, Gesundheits-Apps, die Menschen mit chronischen Erkrankungen begleiten oder digitale Angebote, die Patienten in der Prävention oder in der Therapie-Sicherheit bei Arzneimitteln unterstützen.

Laue hofft, dass sich möglichst alle PKV-Anbieter mit Einlagen beteiligen. Über die Höhe des angestrebten Volumens wollte er noch nichts sagen. "Es ist aber schon namhaft, was wir vorhaben." Bei der Umsetzung werde die Branche mit "zwei führenden Unternehmen aus dem Bereich Digital Health" eine Partnerschaft bilden, berichtete er. Die Verhandlungen seien bereits sehr weit gediehen, das Konzept stehe. "Sobald die Verträge fertig sind, werden wir die Details zu unserem neuen Fonds veröffentlichen." Losgehen soll es noch in der zweiten Hälfte dieses Jahres, sagte Laue auf seiner letzten Jahrestagung. Ab 1. Juli steht Ralf Kantak, Chef der Süddeutschen Krankenversicherung, dem Verband vor.

© SZ vom 14.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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