Korruptionsfall MAN:Viele kleine Summen

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Im Korruptionsfall bei MAN hat die Staatsanwaltschaft den Konzernvorstand entlastet. Viele Schmiergelder seien geflossen, doch die Beträge seien weit niedriger als im Siemens-Skandal.

Die Durchsuchungen bei MAN wegen Verdachts von Bestechungszahlungen sind am Mittwoch fortgesetzt worden. Wie der Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft, Anton Winkler, sagte, sollen Vertriebsmitarbeiter in MAN-Niederlassungen versucht haben, Lastwagenverkäufe mit Schmiergeldzahlungen anzukurbeln. Der Fall sei aber weder von den Summen noch von der Hierarchie der Beschuldigten her mit dem Siemens-Skandal vergleichbar.

Der Name MAN stand bislang für leistungsfähige Lastwagen, doch nun wird eines der ältesten Industrieunternehmen der Welt von einem Korruptionsfall erschüttert. (Foto: Foto: ddp)

Es sei kein Vorstand unter Verdacht, sagte Winkler. MAN-Vertriebsmitarbeiter hätten Kundenmitarbeitern in Deutschland, vor allem aber im Ausland für Kauf- und Leasingverträge von 2002 bis 2005 insgesamt einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag bezahlt. Es handele sich um eine Vielzahl kleiner Summen, die überwiesen worden seien.

Die Staatsanwaltschaft hatte bereits am Dienstag die MAN-Zentrale in München, viele Niederlassungen sowie die Privatwohnungen von drei Beschuldigten durchsuchen lassen. Razzien im Ausland gab es nicht.

"Wichtiger weiterer Mosaikstein"

Nach dem neuen Korruptionsfall bei MAN hob Transparency International die Rolle der Finanzbehörden im Kampf gegen die Korruption hervor.

Die Ermittlungen gegen den Lastwagen- und Maschinenbauer zeigten, dass die 1999 beschlossene Stärkung der Finanzbehörden Wirkung entfalte, erklärte die Anti-Korruptions-Organisation am Mittwoch in Berlin. Hinweise von Betriebsprüfern könnten ein "weiterer wichtiger Mosaikstein bei der Entdeckung von unklaren Zahlungen" sein.

Laut Transparency International zeigt sich, dass trotz des Verbots der Bestechung im Ausland von Amtsträgern 1999 und des Verbots der Bestechung im Ausland im geschäftlichen Verkehr 2002 alte Verhaltensweisen noch tief verwurzelt seien. Ein Unrechtsbewusstsein entwickle sich nur langsam.

Mit MAN trifft der Korruptionsfall eines der ältesten Industrieunternehmen der Welt. Die Wurzeln reichen 251 Jahre zurück. Einer der berühmtesten Mitarbeiter war Rudolf Diesel, der 1897 den ersten Dieselmotor baute. Auch der Konzernname gibt einen Hinweis auf die bewegte Geschichte: MAN steht für Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg.

Milliardengewinn

Seit 1986 ist der Hauptsitz in München. Der Konzern beschäftigt knapp 51.000 Mitarbeiter (31. März 2009). Bei einem Umsatz von 15 Milliarden Euro erzielte MAN im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008 unter Konzernchef Hakan Samuelsson einen operativen Gewinn von 1,7 Milliarden Euro, der Überschuss belief sich auf 1,3 Milliarden Euro.

MAN stellt Nutzfahrzeuge, Diesel-Schiffs- und Großmotoren sowie Kompressoren und Turbinen her. Die Tochter Renk hat sich mit Getrieben und der Antriebstechnik einen Namen gemacht.

Auch MAN wird von der derzeitigen Finanz- und Wirtschaftskrise hart getroffen: An 70 Tagen im ersten Halbjahr stehen die Bänder still, die Beschäftigten gehen davon an 42 Tagen in Kurzarbeit. Für die zweite Jahreshälfte wird mit einer ähnlichen Größenordnung gerechnet. Entlassungen soll es trotz eines Einsparziels von 500 Millionen Euro nicht geben.

© sueddeutsche.de/Reuters/pak/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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