Gebühren:22 von 290 Kontomodellen sind noch gratis

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Immer mehr Filialbanken verlangen von ihren Kunden eine monatliche Gebühr für das Girokonto. (Foto: Tobias Kleinschmidt/dpa)
  • Wenn sie Geld bei der EZB parken, müssen Banken Strafzinsen zahlen. Diese Kosten geben viele Institute an die Bankkunden weiter.
  • Einer Untersuchung der Stiftung Warentest zufolge, die 122 Banken in den Blick genommen hat, sind nur noch 22 von rund 290 Kontomodellen gratis.
  • Das gilt jedoch nur für Onlinekonten und bei einem regelmäßigen Geldeingang.

Gebühren fürs Geldabheben am Automaten oder für Überweisungen auf Papier: In der Zinsflaute sind Banken und Sparkassen erfinderisch geworden. Dennoch gibt es nach wie vor Kreditinstitute, die kostenlose Girokonten anbieten. Einer Auswertung der Zeitschrift Finanztest zufolge sind noch 22 von rund 290 Kontomodellen gratis, die die Tester bei 122 Geldhäusern unter die Lupe nahmen. Vorausgesetzt: Kunden führen dieses Konto online und nutzen es als Gehalts- oder Rentenkonto.

In diesem Fall gibt es den Angaben zufolge bei den 22 Angeboten keinen monatlichen Grundpreis, alle Onlinebuchungen sind inklusive, die Girocard (EC-Karte) ist kostenlos. "Weitere 69 Girokonten sind mit Preisen von maximal 60 Euro pro Jahr noch recht günstig", heißt es in der September-Ausgabe der Finanztest von Stiftung Warentest.

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Vor der Finanzkrise im Jahr 2008 habe es noch deutlich mehr kostenlose Girokonten gegeben, teilte Stephanie Pallasch von Stiftung Warentest mit: "Sie dienten in erster Linie der Kundengewinnung. Denn, wenn der Kunde als einziges Produkt nur ein kostenloses Girokonto hat, kann sich das nicht rechnen. Dahinter steckt eine Dienstleistung, die Banken und Sparkassen Geld kostet."

Inzwischen setzen Niedrigzinsen und Kosten für strengere Regulierung die Finanzhäuser unter Druck. Das Geld müssen sie an anderer Stelle einsparen. So sinkt die Zahl der Filialen seit Jahren: Nach Angaben der Deutschen Bundesbank verringerte sie sich im vergangenen Jahr deutlich um 2239 auf 27 887 Zweigstellen. "Der Betrieb von Filialen ist für Kreditinstitute teuer. Es ist daher im Interesse von Banken und Sparkassen, dass die Kunden ihre Bankgeschäfte online selbst erledigen", erläuterte Pallasch.

3,50 Euro für ein Telefonat mit dem Bankberater

Geschraubt werde derzeit vor allem an den Gebühren für Überweisungen in Papierform und beim Telefonservice, sagte die Stiftung-Warentest-Expertin. Bis zu 4,90 Euro kann demnach eine Überweisung auf Papier im Einzelfall kosten. Wer als Inhaber eines Onlinekontos mit einem Kundenberater telefonieren will, muss mitunter bis zu 3,50 Euro pro Telefonat zahlen. Ins Geld gehen kann bei einigen Online- und Direktbanken auch der Einsatz der Girocard zum Geldabheben. Gebührenfreies Bargeld gibt es bei manchen Instituten nur, wenn die Kreditkarte eingesetzt wird.

Kunden müssen also intensiv Preise vergleichen, wenn sie keine unnötigen Gebühren bezahlen wollen - keine leichte Aufgabe angesichts der Vielzahl der Modelle. Nach Einschätzung Pallaschs haben Verbraucher durch die seit 2018 vorgeschriebene jährliche Entgeltinformation aber mehr Durchblick im Gebührendschungel: "Die Informationen sind transparent und gut zu finden."

Neben Gebühren verlangen einige wenige Institute bereits Strafzinsen von Privatkunden für besonders hohe Guthaben auf dem Giro- oder dem Tagesgeldkonto. Künftig könnten diese mehr Verbraucher treffen. So warnte der Präsident des baden-württembergischen Sparkassenverbands, Peter Schneider: Sollten Europas Währungshüter die Zinsen noch weiter senken und nicht gegensteuern, führe auf breiter Front kein Weg daran vorbei, Geld für das Aufbewahren von Guthaben zu verlangen.

Banken müssen derzeit 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Geld parken. Die Notenbank hatte angedeutet, dieser Zins könnte verschärft werden. Damit wollen die Währungshüter die Kreditvergabe und so die Wirtschaft im Euroraum ankurbeln. "Es könnte sein, dass viele Banken auf Dauer nicht mehr umhin können, die zusätzlichen Belastungen auch in der Breite an Privatkunden weiterzugeben", sagte Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), jüngst der Funke Mediengruppe. Schon heute koste der Strafzins die deutschen Geldhäuser rund 2,3 Milliarden Euro im Jahr. Allerdings seien die Möglichkeiten, die zusätzlichen Belastungen über Entgelte und Zinsen an die Kunden weiterzugeben, "begrenzt", so Krautscheid. "Aber der Druck steigt weiter, sie auszuschöpfen."

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