Konjunktur:OECD rechnet mit starkem Wachstum

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Die Weltwirtschaft könnte 2021 um 5,8 Prozent zulegen. Davon profitieren nicht alle.

Neuwagen in der VW-Autostadt in Wolfsburg: Die Pandemie bringt nach Aussage der OECD weiter Unsicherheiten für die Wirtschaft. (Foto: RONNY HARTMANN/AFP)

Nach dem coronabedingten Einbruch im vergangenen Jahr wächst die Weltwirtschaft wieder kräftig und könnte auch in den kommenden Monaten weiter zulegen. Erwartet wird im laufenden Jahr ein Plus von 5,8 Prozent, 0,2 Punkte mehr als im März angenommen, wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Montag in Paris mitteilte. Ein so starkes Wachstum habe es seit 1973 nicht mehr gegeben, resümierte Chefökonomin Laurence Boone. Für das kommende Jahr nimmt sie ein weltweites Plus von 4,4 Prozent an. Das sind 0,4 Punkte mehr als bisher.

"Die Krise und die Erholung sind völlig außergewöhnlich", sagte Boone. Im vergangenen Jahr war die Weltwirtschaft um 3,5 Prozent geschrumpft. Die Corona-Krise sei aber noch nicht überwunden, warnte Boone. Die Pandemie bringe Unsicherheiten mit sich. Die Europäer müssten schneller und breit angelegter impfen - dabei schloss sie das Nicht-EU-Land Großbritannien mit ein. Der Aufschwung verlaufe weltweit ungleichmäßig. Es sei beunruhigend, dass aufstrebende Wirtschaftsnationen und ärmere Länder nicht ausreichend Impfstoffe erhielten. Ein Risiko sei auch die Inflationsentwicklung. Auch in Deutschland hellt sich der Konjunkturhorizont auf. Das Bruttoinlandsprodukt 2021 dürfte 3,3 Prozent erreichen, 0,3 Punkte mehr als bisher vorhergesagt. Für das kommende Jahr werden 4,4 Prozent erwartet.

Die OECD mit ihren 38 Mitgliedstaaten begann am Montag ein zweitägiges Ministertreffen, das als Videokonferenz veranstaltet wird. Am Dienstag soll Australiens Ex-Finanzminister Mathias Cormann, 50, offiziell das Spitzenamt des OECD-Generalsekretärs übernehmen. Der aus dem deutschsprachigen Osten Belgiens stammende Cormann wird damit dem Mexikaner Angel Gurría nachfolgen, der seit 2006 amtiert.

Im Streit um eine globale Steuerreform mit Mindestsätzen für große Konzerne ist Gurría zufolge eine weitere Verzögerung möglich. Die abschließende Vereinbarung könnte sich bis Oktober hinziehen. Der Gipfel der großen Industrie- und Schwellenländer (G20), der für Ende Oktober in Rom geplant ist, solle die endgültige Abmachung dann gutheißen. "Wir haben einen Deal in Sicht. Hoffentlich wird es dieses Jahr passieren", sagte Gurría.

Die Mindeststeuer für international tätige Unternehmen soll dem globalen Wettrennen um den niedrigsten Steuersatz ein Ende setzen. Nach Ansicht von Kritikern nutzen viele große Konzerne so gut wie alle legalen Möglichkeiten, um Gewinne nach Bedarf in andere Länder zu verschieben und damit ihre Steuerlast erheblich nach unten zu drücken. Ärgerlich sei, dass viele, vor allem übers Internet tätige Konzerne, dadurch wenige Abgaben in den Märkten zahlen, in denen sie besonders viele Geschäfte machen.

© SZ vom 01.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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