Kommentar:Ein Geschenk mit Folgen

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Friede Springer bestimmt Mathias Döpfner zu ihrem Nachfolger - er hat sich bisher als Konzernchef bewiesen. Aber ist er auch der neuen Rolle gewachsen?

Von Caspar Busse

Eine der schwierigsten Aufgaben in Unternehmen ist die Nachfolgeplanung. Wer übernimmt die Firma, wer bekommt die Verantwortung? Wann ist überhaupt der richtige Zeitpunkt? Oft ziehen sich solche Prozesse quälend dahin, einige können nicht loslassen, bei anderen gibt es keine geeigneten Nachfolgerinnen oder Nachfolger, es gibt Streit. Manchmal gerät darüber die ganze Firma in Gefahr.

Ein aufsehenerregendes und erstaunliches Experiment hat jetzt Friede Springer präsentiert. Die 78-Jährige hatte vor 35 Jahren von ihrem Mann Axel Cäsar Springer das Medienunternehmen, das unter anderem Bild und Welt verlegt, geerbt. Jetzt schenkt sie dem Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner 15 Prozent der Firmenanteile im Wert von etwa einer Milliarde Euro, stattet ihn mit neuer Machtfülle aus und macht ihn zum Nachfolger. Döpfner wird künftig über 22 Prozent der Anteile und über 45 Prozent der Stimmrechte verfügen. Wann hat es so etwas in der deutschen Wirtschaft schon mal gegeben?

Sie sei "sehr glücklich" und habe eine "ideale Lösung" gefunden, teilte Friede Springer mit. Möglicherweise erinnert Döpfner sie auch an ihren 1985 verstorbenen Mann und Verlagsgründer. Die persönliche Beziehung zwischen ihr und Döpfner gilt jedenfalls als eng, auch wenn immer wieder über Zerwürfnisse spekuliert wurde. Aber ist das auch eine gute Lösung für die Firma? Einiges spricht dafür, aber es gibt große Risiken.

Döpfner, seit 1998 bei Springer, seit 2002 Vorstandsvorsitzender, hat das Unternehmen in dieser Zeit entschlossen und grundlegend umgebaut. Springer hat sich verändert wie nicht viele andere deutsche Traditionsfirmen. Das alte Kerngeschäft mit Gedrucktem hat immer mehr an Bedeutung verloren, Regionalzeitungen und Magazine hat Döpfner rechtzeitig verkauft und gleichzeitig in digitale Aktivitäten investiert, auch wenn einige weit vom ursprünglichen Geschäft mit dem Journalismus entfernt sind. Vielen hat nicht gefallen, wie Springer immer mehr von einer Medien- zu einer Digitalfirma mutiert ist.

Doch angesichts der grundlegenden Veränderungen der Medienmärkte, mit denen auch viele Konkurrenten zu kämpfen haben, war diese Kursänderung richtig. Heute kommt der größte Teil des Umsatzes und auch des Gewinns aus dem Digitalen. Döpfner hat das Unternehmen mit den 16 000 Mitarbeitern also durchaus erfolgreich in eine neue Zukunft geführt, auch wenn er sich seit 2002 teure Flops geleistet hat wie der gescheiterte Übernahmeversuch von Pro Sieben Sat 1 oder die Pleite mit der Postfirma Pin.

Auf der anderen Seite findet sich Döpfner nun in einer neuen Rolle, er muss zeigen, dass er ihr gewachsen ist. Da sind vor allem die hohen Renditeansprüche seines neuen Partners, der amerikanischen Investmentfirma KKR, die im vergangenen Jahr für sehr viel Geld ungefähr die Hälfte der Springer-Anteile gekauft hat. Die Erwartungen sind dementsprechend hoch. Fraglich ist, ob da künftig noch Platz für Blätter wie Welt oder Bild ist, die geringere Renditen erzielen. Bislang hat Friede Springer persönlich auf deren Erhalt bestanden. Döpfner, selbst Journalist, wurde gerade als Präsident der deutschen Zeitungsverleger wiedergewählt und verteidigte bislang den publizistischen Bereich. Möglicherweise muss er die Firma aber bald aufteilen - in einen digitalen Bereich und in einen Zeitungsbereich. Diesen Schritt ist US-Medienunternehmer Rupert Murdoch schon vor Längerem gegangen.

Er wolle "den unruhigen Schlaf des Unternehmers", sagte Döpfner. Der aber könnte sehr ungemütlich sein. Denn für die zusätzlichen Aktienkäufe in Höhe 276 Millionen Euro und die womöglich fällige Schenkungsteuer auf das Eine-Milliarde-Präsent wird sich der 57-Jährige auch hoch verschulden müssen. Klingt nicht gerade nach gemütlichen Zeiten.

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