Klimawandel:Ein Dax für die Nachhaltigkeit

Lesezeit: 2 min

Mit dem neuen Börsenindex Dax 50 ESG können Anleger direkt in Unternehmen investieren, die Umweltschutz und Sozialverantwortung ernst nehmen.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos 1999 forderte der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan Unternehmen auf, die Grundprinzipien ihres Weltwirtschaftens zu verändern. Sein Aufruf war die Geburtsstunde des Global Compact der Vereinten Nationen. Es handelt sich um eine globale Freiwilligeninitiative, die im Geschäftsleben mehr Verantwortung für die Welt übernehmen möchte. Die teilnehmenden Unternehmen verpflichten sich, ihre Geschäftspraktiken an den universellen Prinzipien der Menschenrechte, des Umweltschutzes und Korruptionsbekämpfung auszurichten.

Die Deutsche Börse hat die Idee des Global Compact nun in ein Aktienbarometer gepackt. Mit dem Dax 50 ESG präsentierte der Börsenbetreiber am Mittwoch einen Index, in den nur Unternehmen aufgenommen werden, die es ernst meinen mit Umweltschutz, Arbeitnehmerschutz und guter Unternehmensführung.

ESG steht für Environmental, Social, Governance. Oder auf Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.

"Die Realwirtschaft steht vor einem Transformationsprozess, und es liegt in der Verantwortung des Finanzsektors, diesen zu finanzieren; Indizes wie der DAX 50 ESG bieten dafür eine wichtige Grundlage", sagte Kristina Jeromin, verantwortlich für Nachhaltigkeit bei der Deutschen Börse. Der Blick auf ESG erlaube es, den Wert eines Unternehmens ganzheitlich und zukunftsorientiert zu bemessen. "Denn Klima- und Umweltrisiken, soziale Faktoren und Aspekte der Unternehmensführung werden für den Finanzsektor zur Risikobewertung eine essenzielle Rolle spielen", sagte Jeromin.

Der neue Index ist ein Best of von insgesamt 100 Unternehmen aus dem Leitindex Dax, dem MDax mit mittelgroßen Börsenkonzernen und dem Technologieindex TecDax. Die ESG-Analysefirma Sustainalytics hat die Rangliste für das neue Dax-Familienmitglied erstellt und wird diesen Index fortlaufend überprüfen. Wenn ein Unternehmen einen schweren Verstoß gegen Nachhaltigkeitskriterien begeht, wird es umgehend aus dem Index genommen. Die Rangliste orientiert sich an der Höhe der Marktkapitalisierung der Unternehmen, ihres Börsenumsatzes und der ESG-Bewertung von Sustainalytics, in die mehrere Hundert Parameter einfließen. Es kommen bei der Bewertung auch Ausschlusskriterien zur Anwendung, die etwa "umstrittene Waffen, Tabak, Kohle, Kernkraft und militärische Verträge umfassen", so die Deutsche Börse. "Der Index erfüllt ESG-Kriterien, auf die institutionelle Investoren und Privatanleger heute gleichermaßen Wert legen", sagte Stephan Flägel von Qontigo, dem Index- und Analytikgeschäft der Deutschen Börse. Viele Anleger weltweit statten ihre Portfolios bereits nach ESG-Standards aus. Allerdings gibt es bislang keine rechtlich gültige Definition dafür. Wenn nächstes Jahr die EU-Taxonomie umgesetzt wird, soll sich das zumindest für die Klimaschutzstandards ändern, bei denen sich die Mitgliedsstaaten auf verbindliche Parameter geeinigt haben.

In den neuen Index Dax 50 ESG schafften es 23 der 30 Dax-Mitglieder. Außen vor blieben die Energiekonzerne Eon, RWE, der Gesundheitskonzern Fresenius, der Triebwerksbauer MTU Aero, der Autobauer Volkswagen, die Immobilienfirma Vonovia und der Zahlungsabwickler Wirecard.

Schon in einigen Wochen soll ein börsengehandelter ETF auf den Dax 50 ESG emittiert werden - daran verdient dann auch die Deutsche Börse. Gut möglich, dass viele Anleger auf ein solches Produkt gewartet haben, denn nachhaltige Investments sind immer populärer.

© SZ vom 05.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: