Kino übers Netz:Internet statt Videothek

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Gerade an den Feiertagen bietet sich Video-on-Demand an: Dabei holen sich Nutzer Filme über das Netz nach Hause. Allerdings halten viele Angebote nicht, was sie versprechen.

Andreas Grote

Kinofilme über das Internet auf den eigenen Computer zu holen wird immer beliebter. Wer sich zu Hause über die Feiertage spontan einen schönen Film gönnen möchte, muss sich nicht bei eisiger Kälte auf den Weg zur Videothek machen oder die DVD schon Tage vorher per Post ausleihen.

Video-on-Demand-Plattformen möchten Kunden den Weg zur Videothek ersparen (Foto: Screenshot: Maxdome.de)

Video-on-Demand (VoD)-Dienste im Internet haben rund um die Uhr geöffnet und liefern den Film per Datenleitung auf den PC. Viel teurer als in der Videothek ist das nicht: Spielfilme kosten für 24 Stunden zwischen zwei und fünf Euro.

Im Angebot stehen tausende Kinofilme, Serien, Dokumentationen, Musikvideos oder Kinderfilme in DVD-Qualität, zum Teil auch in hoher Auflösung (HD) für Flachbildfernseher. Dennoch ist die Titelauswahl bei allen VoD-Diensten im Vergleich zum DVD-Verleih noch relativ dünn.

Mancher Dienst mag nur Windows

So hatte die Stiftung Warentest Anfang des Jahres nach 300 Klassikern und aktuellen Blockbustern sowie 45 beliebten Fernsehserien bei VoD-Anbietern gesucht - mit 42 Treffern schnitt Videoload noch am besten ab, beim Zweitplatzierten Maxdome fanden die Tester nur noch 26 Filme. Noch geringer war die Trefferquote bei TV-Serien.

Aktuelle Filme jedoch, die gerade erst auf DVD erschienen sind, stehen fast zeitgleich auch zum Onlineabruf zur Verfügung. Im Gegensatz zum DVD-Verleih besteht hier nicht die Gefahr, dass die Blockbuster vergriffen sind, denn die VoD-Anbieter können hunderte von Kunden parallel mit dem gleichen Film bedienen.

Einige VoD-Dienste arbeiten nur mit Windows-PCs zusammen, Videos von iTunes-Store und Maxdome lassen sich auch auf Mac-Computern abspielen. Voraussetzung für VoD ist in jedem Fall ein schneller Internetzugang per DSL- oder Kabelanschluss. Der Kunde kann sich entscheiden, ob er den Leihfilm gleich ansieht ("Streaming") oder erst auf seine Festplatte herunterlädt. Das Herunterladen hat den Vorteil, dass die Bildqualität immer optimal ist und der Film, wenn er beispielsweise auf ein Notebook heruntergeladen wurde, auch unterwegs angesehen werden kann - also dann, wenn keine Internetverbindung besteht.

Allerdings dauert der Download je nach Filmlänge und Geschwindigkeit des Internetanschlusses zwischen 20 Minuten und drei Stunden. Nach dem Download hat der Kunde 30 Tage Zeit, den Film anzuschauen. Einmal angespielt darf er den Film in den folgenden 24 Stunden (iTunes-Store: 48 Stunden) beliebig oft abspielen. Nach Ablauf dieser Frist ist der Zugriff auf den Film gesperrt oder er wird von der Festplatte gelöscht. Im iTunes-Store ausgeliehene Filme gibt es grundsätzlich nur als Download, der auch auf mobile Geräte wie iPod oder iPhone kopiert werden kann.

Beim Streaming spielt der Computer die per Internet empfangenen Bilddaten dagegen gleich ab und speichert sie nicht erst auf der Festplatte. Der Film lässt sich dadurch sofort nach dem Ausleihen ohne Verzögerung ansehen - und zwar binnen 24 Stunden beliebig oft. Die Bildqualität hängt hier jedoch stark von der Internetverbindung ab. Ist der Internetanschluss nur 1MBit/s schnell, bleibt es bei schlechter VHS-Qualität, bei 2MBit ist die Qualität bereits gut. Ab 3MBit erfolgt die Übertragung in DVD-Qualität.

Die Zustellung des ausgeliehenen Films als Download oder als Stream kostet in der Regel gleich viel, nur Videobuster verlangt oft für den Download einen Euro mehr. Welcher Weg sich für die PC-Ausstattung zu Hause eignet, lässt sich anhand zahlreicher Gratis-Testfilme bei Maxdome und Videoload ausprobieren. Eine Registrierung ist erforderlich.

Schneller Internetzugang Grundvoraussetzung

Für regelmäßige VoD-Nutzer bieten Maxdome und Videoload verschiedene Abo-Modelle für hunderte nicht mehr ganz aktueller Filme, Serien und Dokumentationen. Sie kosten zwischen 4,99 und 12,99 Euro im Monat und laufen meist ein Jahr lang. Die neuesten Blockbuster sind einzeln zu zahlen.

Mittlerweile bieten die meisten VoD-Dienste einige Filme auch zum Kauf an. Der Preis ist mit dem der DVD im Laden vergleichbar, die Flexibilität nicht. Die Filme können nach dem Download nur auf dem PC, auf dem sie heruntergeladen wurden, zeitlich unbegrenzt und beliebig oft abgespielt werden. Nur bei Videoload ist das einmalige Brennen auf DVD erlaubt. Filme aus dem iTunes-Store können zwischen verschiedenen Computern, iPods und iPhones verschoben werden. Bei anderen VoD-Anbietern können Mac-Besitzer keine Filme kaufen.

Für gelegentliche spontane Nutzung oder zum Anschauen neuer Blockbuster sind die VoD-Dienste bei entsprechend schnellem Internetzugang geeignet. Für Filmfreaks sind sie jedoch uninteressant: Dazu sind zu wenig Titel im Angebot. Zudem fehlen Extras wie Kommentare des Regisseurs oder entfallene Szenen.

© SZ vom 23.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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