Karstadt: Berggruen gegen Highstreet:Rettung? War da was?

Lesezeit: 2 min

So schön, so gut: Alle 25.000 Karstadt-Beschäftigten könnten unter dem neuen Investor Berggruen ihren Job behalten. Stattdessen soll Hauptvermieter Highstreet Zugeständnisse machen. Doch der denkt nicht daran.

Es war dann doch eine überraschende Lösung. Investor Nicolas Berggruen übernimmt Karstadt - und das mit einem fantastischen Zugeständnis: Die Belegschaft des Kaufhauskonzerns soll keine weiteren Opfer mehr bringen müssen.

Noch nicht in trockenen Tüchern: Der Investor Nicolas Berggruen hat zwar den Zuschlag für Karstadt erhalten, doch nun muss er sich noch mit dem Hauptvermieter der Warenhauskette einigen. (Foto: ag.ddp)

Doch um die Rettung durchzubringen, muss einer zahlen. Und das soll nach Ansicht von Berggruen der Vermieter Highstreet sein. Dummerweise liegt eine Einigung über die künftigen Mieten in weiter Ferne. Werde das Angebot des Konsortiums nicht angenommen, drohe Karstadt die Zerschlagung, sagte ein Highstreet-Sprecher.

Highstreet sei zu "weiteren Mietsenkungen von 230 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren bereit - zusätzlich zu den bereits im Insolvenzplan zugesagten Sanierungsbeitrag von 160 Millionen Euro über drei Jahre".

"Wahrscheinlichkeit einer Liquidation steigt"

Dieses Angebot sei allen Karstadt-Interessenten unterbreitet worden. Bisher gebe es aber keine Einigung mit Berggruen. Werde die Highstreet-Offerte nicht angenommen, "steigt die Wahrscheinlichkeit einer Liquidation von Karstadt erheblich". "Eine Einigung mit Highstreet ist Kernbestandteil, um Karstadt zu retten", unterstrich der Sprecher.

Goldman-Sachs-Banker Alexander Dibelius hatte einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Dokument zufolge am Montag vorgeschlagen, die Mindestmieten für 2010 von derzeit rund 250 Millionen Euro auf 210 Millionen Euro abzusenken. 2011 und 2012 sollen sie dann bei je 211 Millionen Euro liegen. Bis 2018 sollen sie dann wieder auf 250 Millionen Euro anziehen. Dibelius fordert zudem, dass keine Warenhäuser geschlossen werden dürfen.

Der Gläubigerausschuss hatte dem Milliardär Berggruen am Montag den Zuschlag für Karstadt gegeben. Neben ihm buhlten auch das Vermieterkonsortium Highstreet und der Finanzinvestor Triton um die Warenhauskette. Berggruen hat sich weltweit in den unterschiedlichsten Branchen engagiert - Medien, Hotels aber auch Reisfarmen in Asien.Das Vermögen des Mannes, dessen Obdach eine Suite in einem Luxushotel in Los Angeles sein soll, wird auf fast zwei Milliarden Dollar geschätzt. Teils soll er es an der Wall Street gemacht haben, einen Teil dürfte er von seinem verstorbenen Vater bekommen haben - dem Kunstsammler Heinz Berggruen.

Es habe ein "Kopf-an-Kopf-Rennen" zwischen Berggruen und Triton gegeben, hieß es im Umfeld der Gläubiger. Berggruen habe sich dann aber mit Unterstützung der Gewerkschaft Verdi durchgesetzt - denn er hatte keine weiteren Zugeständnisse der Belegschaft gefordert.

Kaufvertrag soll Mittwoch unterzeichnet werden

Highstreet habe sich bei der Abstimmung der Gläubiger enthalten, hieß es weiter. Berggruen hatte mehrfach Mietnachlässe für die Warenhäuser gefordert. Ein Sprecher des Investors wollte sich nicht zu Details der Pläne Berggruens äußern.

Er sagte nur, es werde in den kommenden Tagen Gespräche über die Mieten geben. Unterzeichnet hat Berggruen den Kaufvertrag noch nicht, dies soll Insolvenzverwalter Görg zufolge aber bis Mittwoch geschehen. Berggruen kann danach weiter über die Mieten verhandeln.

Am Donnerstag will zudem das Amtsgericht Essen, das Vertreter zu den Beratungen der Gläubiger entsandt hatte, über den Insolvenzplan entscheiden. Highstreet hatte die Immobilien vor Jahren übernommen. Der ehemalige Chef der Karstadt-Konzernmutter Arcandor, Thomas Middelhoff, hatte sie an das Konsortium verkauft, um Schulden abzubauen.

Jedoch waren die durch den Verkauf nötig gewordenen Mietzahlungen ein Grund für die Insolvenz der Kette. Highstreet hatte sich zu einem Gebot für Karstadt entschieden, um zu vermeiden, dass die Warenhäuser leer stehen. Das Konsortium wolle Karstadt letztlich nicht an die Wand fahren lassen, weil dann Leerstände drohten, hieß es im Umfeld des Konsortiums.

Kann Berggruen seine Vorhaben bei Karstadt letztlich umsetzen, hat das auch Folgen für den Handelsriesen Metro. Denn dieser kann seine Pläne für eine Warenhausallianz zwischen seiner Kette Kaufhof und besonders attraktiven Karstadt-Standorten dann wohl auf absehbare Zeit auf Eis legen. "Es hat sich nichts an unserem Ziel verändert, Kaufhof zu verkaufen", betonte ein Metro-Sprecher aber. "Wir werden die neue Situation in Ruhe analysieren", fügte er hinzu.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hat unterdessen das Rettungskonzept für den Warenhauskonzern Karstadt gelobt. "Diese privatwirtschaftliche Lösung zeigt, dass ein Insolvenzverfahren nicht zur Abwicklung eines Unternehmens führen muss", sagte er.

© sueddeutsche.de/Reuters/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: