Karl-Heinz Grasser hat wieder Ärger:Kratzer im gepflegten Image

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Viele unangenehme Fragen: Österreichs schillernder Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser bekommt Besuch vom Staatsanwalt und überlegt, warum ausgerechnet er immer Ärger hat.

Angelika Slavik

Karl-Heinz Grasser mag es gern mondän. Er urlaubt in der privaten Villa auf Capri. Er hat mit Fiona Swarovski eine Frau aus der schillerndsten Unternehmerdynastie Österreichs geheiratet. Und in Wien wohnt er in einem Penthouse an der Ringstraße, mitten in der Innenstadt. 600 Quadratmeter Wohnfläche, Glasdach, Swimmingpool auf der Terrasse. Schicker geht's nicht.

Die luxuriöse Idylle wird gestört: Österreichs Ex-Finanzminister Grasser und Gattin Fiona Swarovski. (Foto: Foto: AP)

In den kommenden Tagen wird die luxuriöse Idylle des früheren österreichischen Finanzministers allerdings durch ziemlich unglamourösen Besuch gestört werden: Denn bei Grasser, 40, läutet demnächst der Staatsanwalt.

Grund dafür ist ein Immobiliengeschäft, das Grasser 2004 als amtierender Finanzminister eingefädelt hatte. Damals wollte die staatliche Wohnbaugesellschaft Buwog 62.000 Wohnungen an private Investoren verkaufen. Als Sieger aus dem Bieterverfahren ging die Immofinanzgruppe hervor - und das, so lauten die Vorwürfe, nicht weil sie das beste Angebot gemacht hätte. Sondern weil Grasser es ausdrücklich so gewünscht haben soll.

Auch keine unglückliche Optik

Berater der Immofinanz waren damals die Lobbyisten Walter Meischberger und Peter Hochegger, zwei enge Freunde Grassers, Meischberger wurde später sogar sein Trauzeuge. Das Duo kassierte für seine Dienste von der Immofinanz knapp zehn Millionen Euro, die am Fiskus vorbei auf ausländische Konten verteilt wurden, wie die Staatsanwaltschaft jetzt herausfand.

Meischberger und Hochegger bekannten sich in dieser Woche der Steuerhinterziehung schuldig - und ihr alter Kumpel Grasser muss sich nun viele unangenehme Fragen gefallen lassen. Ob er sein Amt missbraucht und seine Freunde begünstigt hat, zum Beispiel. Oder ob vielleicht sogar Geld auf seine eigenen Konten geflossen ist.

Grasser, für ihn gilt die Unschuldsvermutung, sagt, er freue sich auf das Gespräch mit dem Staatsanwalt. "Wenn der alles geprüft hat, wird zweifelsfrei feststehen, dass hier alles ganz korrekt abgelaufen ist."

Auch eine unglückliche Optik will er ob seiner Verbindungen zu Meischberger nicht erkennen: Erst im Zuge der Ermittlungen habe er überhaupt erfahren, dass sein Freund damals für die Immofinanz gearbeitet habe. "Wir haben gar nie miteinander über den Buwog-Verkauf gesprochen."

"Da will man mich in den Schmutz ziehen"

Auch dass der Verkauf der Wohnungen zu billig erfolgt sei, wie der Rechnungshof kritisierte, will Grasser nicht gelten lassen. "Das hat der Republik 2,5 Milliarden Euro gebracht, das war ein sehr gutes Ergebnis." Was daran jetzt kritisiert werde, verstehe er nicht. "Da will man mich in den Schmutz ziehen."

Es ist nicht das erste Mal, dass Grassers gut gepflegtes Image Kratzer bekommt. Mit seiner Berufung zum Finanzminister der rechtskonservativen österreichischen Regierung im Jahr 2000 begann eine lange Reihe an Skandalen und Skandälchen, die die Republik über Jahre beschäftigte.

Etwa die Sache mit Grassers privater Homepage: karlheinzgrasser.at erfreute die Besucher mit Kinderfotos des Ministers ("der kleine Karl-Heinz baut einen Schneemann"). Dafür flossen 200.000 Euro vom Lobbyingverband der Industrie an den Homepagebetreiber, einen Verein, dem Grassers damaliger Pressesprecher vorstand.

Dazu kamen kostenlose Upgrades bei privaten Flügen mit der damals staatlichen Fluglinie Austrian und sogar eine Diskussion um seine Anzüge: Grasser, so berichteten österreichische Medien, habe sich vom Modelabel Tommy Hilfiger ausstatten lassen - umsonst, versteht sich.

"Immer hundertprozentig korrekt"

Auch nach dem Ende seiner politischen Karriere 2007 kam Grasser nicht aus den Schlagzeilen: Aus dem Vorstand der Investmentgesellschaft Meinl International Power zog er sich zurück, wenige Tage nachdem Firmenchef Julius Meinl wegen Betrugsverdachts verhaftet wurde. Während Tausende Kleinanleger um ihre gesamten Ersparnisse geprellt wurden, soll Grasser eine millionenschwere Abfindung eingestrichen haben. Auch in der Causa Meinl wird ermittelt.

Er habe sich "immer hundertprozentig korrekt" verhalten, sagt Grasser. Dass er dennoch dauernd im Geruch von Korruption und Vetternwirtschaft steht, erklärt er mit der eigenen Strahlkraft: "Ich war keine graue Maus, ich war ein Finanzminister mit Ecken und Kanten", sagt Grasser der SZ. "Ich habe die Republik verändert, da macht man sich eben auch Feinde."

© SZ vom 06.10.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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