Jobs:Was tun?

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Eine Studie aus London zeigt: Jugendliche haben oft nur ungenaue Vorstellungen über ihre Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt.

Von Louisa Schmidt, Berlin

Auf den ersten Blick erscheint es paradox: Wissen ist für uns fast jederzeit abrufbar, immer aktuell. Und trotzdem wollen britische Forscher nun herausgefunden haben, dass viele Jugendliche ungenaue, veraltete und generell wenige Infos über mögliche Jobs und Karrieren haben. Das Leid tragen nicht nur sie selbst, sondern auch die Unternehmen, die geeignete Bewerber suchen.

Nach der Schule klagen Jugendliche oft über zu viele Infos, wissen nicht wohin mit sich. "Dabei habt ihr doch so viele Möglichkeiten!", müssen sie sich von Mama, Opa und Tante anhören. Manche suchen einfach das Weite: Erst einmal Affen im Dschungel retten oder mit Waisenkindern spielen, bevor sie sich um ihre eigene Zukunft kümmern müssen. Kann man es ihnen verübeln?

Das Londoner "Behavioural Insights Team" (BIT) hat 43 britische Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren gefragt, wie sie ihre Karriereentscheidungen treffen. Ihre Erkenntnisse: Die meisten Jugendlichen glaubten zwar, alle nötigen Informationen zu haben, um den passenden Job zu finden - und doch seien viele weit davon entfernt, ein realistisches Bild vom Arbeitsmarkt zu haben. Auch wenn man die Erkenntnisse der Studie nicht einfach verallgemeinern kann, so lässt sich hierzulande doch ähnliches feststellen.

Die Forscher beobachteten, dass viele Jugendliche nach Jobs suchten, die sie aus ihrem sozialen Umfeld kennen, die aber eher der Generation ihrer Eltern und Lehrer entsprechen. Manche hielten es dann schlicht nicht mehr für nötig, sich weiter umzusehen. Vor allem Karrieren in neuen Wirtschaftszweigen hätten sie dann gar nicht mehr auf dem Radar.

Dass die - vor allem im Netz - verfügbaren Informationen einfach zu schlecht sind, haben vorige Studien des Teams nicht gezeigt. Wieso dann ist das Wissen vieler trotzdem so beschränkt? Sind manche Jugendliche einfach unfähig oder nicht schlau genug, die Informationen zu nutzen und zu strukturieren?

Nicht nur, glauben die Forscher. Sie glauben, dass zwei Dinge Jugendliche daran hindern, gut informierte Entscheidungen zu treffen: Viele fühlten sich von der schieren Masse an Daten überfordert, andere ließen sich eher von dem leiten, was ihnen bereits bekannt ist. Um das zu umgehen, müsse Karriereberatung und die Art, wie und wann Informationen bereitgestellt werden, verbessert werden.

In seinen Interviews hat das BIT beobachtet, dass Jugendliche hauptsächlich auf klassischen Karriereseiten nach Jobs suchen, obwohl sie sich sonst fast nur in sozialen Netzwerken bewegen. Eine Herausforderung also wäre, die Jugendlichen dort abholen, wo sie ohnehin sind. Klassische Karriereberatung konzentriere sich außerdem hauptsächlich auf die Zeit kurz vor wichtigen Entscheidungen. Genauso wichtig seien aber frühere Momente, in denen junge Leute sich inspirieren lassen.

Außerdem vermittelten Beratungen Jugendlichen selten ein konkretes Bild, wie ein Job wirklich abläuft. Wie viel man verdient und welches Studium einen zum richtigen Job bringt, ist nicht unbedingt das, was junge Jobanwärter wissen müssen. Persönliche Treffen und Eindrücke aus der Arbeitswelt seien umso wichtiger.

Was kann man also besser machen? Das BIT empfiehlt einiges, bleibt dabei aber reichlich abstrakt. Wichtig sei vor allem, nicht welche, sondern wann und wie Infos weitergegeben werden. Eine möglichst persönlich zugeschnittene Beratung, die Entscheidungen in kleinere Häppchen aufbricht und klar zeigt, welche Vorliebe zu welcher Empfehlung geführt hat, ist nur eines der Kriterien. Was den Jugendlichen letztlich wirklich hilft, gut informierte Entscheidungen zu treffen, muss noch weiter untersucht werden.

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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