Mario Balotelli tanzt Ballett, Studenten überschütten sich mit Milch, ein Koreaner rappt und eine Katze blickt besonders grimmig: 2012 war auch das Jahr des Internet-Meme. Ein Jahresrückblick auf die besten Fundstücke im Netz. Als eine Spanierin im August ein Jesus-Fresko in einer Kirche übermalte, schuf sie damit unfreiwillig eine Attraktion. Touristen fielen über das kleine spanische Dorf Borja her, im Netz fand die Aktion Dutzende Nachahmer. Seitdem gibt es etwa auch Leonardo da Vincis Abendmahl als Ecce-Homo-Remix. Sehenswert.
McKayla Maroney ist nicht beeindruckt. Nicht von ihrer Siegerehrung bei den Olympischen Spielen und auch nicht vom Besuch beim amerikanischen Präsidenten. Mit ihrem gelangweilten Gesichtsausdruck erreichte die Profi-Gymnastikerin, was den meisten Sportlerinnen in ihrem Metier vorenthalten bleibt: Sie wurde zum globalen Netzphänomen. Ein Tumblr zeigt, von was Maroney alles nicht begeistert ist.
Klare Sache: #Catcontent war im vergangenen Jahr für die Netzkultur erneut von entscheidender Bedeutung. Katzen hier, Katzen da - kaum ein Tag ohne entsprechendes Mem. Zu einer solchen Popularität wie Grumpy Cat brachte es allerdings kaum ein Vierbeiner. Angefangen hat alles mit diesem Reddit-Eintrag. Schrecklich.
2012 war auch das Jahr der digitalen Wutbürger. Ragefaces, also amateurhafte Skizzen wutentbrannter Gesichtszüge, werden seitdem wie selbstverständlich auf Facebook und Twitter geteilt. In den zahlreichen Subkulturen des Internets dienen sie dazu, um Stimmungen auszudrücken oder Witze zu reißen. Wer die populärsten Exemplare auf einen Blick sehen will, schaut bei ragefac.es vorbei.
Das Musikvideo zum Song "Gangnam Style" des koreanischen Rappers Psy übersprang im Dezember als erstes Youtube-Video überhaupt die Marke von einer Milliarde Aufrufen. Aus dem Stück entwickelte sich ein globales popkulturelles Phänomen. Dutzende Coversongs kursieren im Netz und trieben somit die Klickzahl des Videos nach oben.
Das Halbfinale der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine: Italien düpiert die deutsche Abwehr. Einen wesentlichen Anteil daran hat der italienische Stürmer Mario Balotelli. Aber nicht der Sieg der Italiener, sondern Balotellis Pose ist es, was die Menschen begeistert. Wochelang tauchen Abwandlungen des oben dargestellten Fotos im Netz auf. Balotelli als Babysitter, Balotteli als Bauarbeiter, Balotelli als Balletttänzer. Der Italiener bringt es damit zu einem der erfolgreichsten Meme des Jahres.
Ein im November von britischen Studenten veröffentlichtes Video zeigt junge Männer, die sich Milch über den Kopf kippen. Das nennt sich Milking und hat vor allem die Absicht, Aufmerksamkeit zu gewinnen. Das gelang den Studenten: Zahlreiche Nachahmer überschütteten sich ebenfalls mit Milch.
Kulturpessimisten werfen dem Internet immer wieder vor, es diene vor allem der Selbstdarstellung seiner Benutzer. Dass diese aber durchaus in der Lage sind, ihre Eigen- und Fremdwahrnehmung zu hinterfragen, beweist, das "What-I-think-I-do"-Mem, das in diesem Jahr vor allem auf Facebook massive Verbreitung fand.
Die Präsidentschaftswahl in den USA hat so viele Meme hervorgebracht, dass damit auch eine eigene Bildergalerie befüllt werden könnte. In Erinnerung bleiben wird aber vor allem Clint Eastwood, der auf dem Parteitag der Republikaner eine Konversation mit einem leeren Stuhl abhielt. Eine Steilvorlage für alle Spaßkanonen im Netz, die sich über den merkwürdigen Vortragsstil lustig machten.
Apropos US-Wahlkampf: Natürlich darf auch Mitt Zombie, äh Mitt Romney, in einer solchen Auflistung nicht fehlen. Der republikanische Präsidentschaftskandidat hatte in einem Fernsehduell mit Barack Obama seinen Willen, auch Frauen in sein Kabinett integrieren zu wollen, demonstriert, indem er sagte, seine Mitarbeiter hätten Aktenordner voller Frauen zusammengetragen. Tatsächlich löste er damit vor allem Hohn und Spott über sein Frauenbild aus. Ein Tumblr-Blog und eine Facebook-Gruppe belegen das.