Jahresbilanz der Deutschen Bank:Miese Zahlen, große Pläne

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Die Chefs der Deutschen Bank: Jürgen Fitschen (links) und Anshu Jain (Foto: REUTERS)

Nun stimmen nicht mal mehr die Zahlen: Nach einer Reihe von Skandalen zeigt das enttäuschende Ergebnis der Bilanz für 2013, dass das laufende Jahr für die Deutsche Bank schwierig wird. Europas größtes Geldhaus ist in der Krise. 2015 aber, so die Verkündigung, wollen die Chefs Jain und Fitschen wieder angreifen.

Dass bei der Deutschen Bank derzeit nicht alles rund läuft, zeigt schon die Aufregung um die Präsentation der Jahresbilanz. Eigentlich wollten Anshu Jain und Jürgen Fitschen - die viel kritisierten Chefs von Europas größtem Geldhaus - die Zahlen erst am heutigen Mittwoch präsentieren. Doch zuvor sickerte schon durch, dass die Bilanz deutlich schlechter ausfällt als erwartet. Also musste die Bank sich bereits Anfang vergangener Woche eilig erklären, so schreiben es die Regeln der Börse vor.

Im vierten Quartal schrieb das Institut einen Milliardenverlust, für das Gesamtjahr weist die Bank einen Gewinn von etwa einer Milliarde Euro aus. Das ist gerade halb so viel wie von Experten erwartet.

Nun stimmen also nicht einmal mehr die Zahlen. Damit haben die Chefs ein neues Problem. Skandale wie die mögliche Manipulation von Zinssätzen, Goldpreis und Währungsgeschäften machen der Bank schon länger zu schaffen. Doch bislang konnten Jain und Fitschen die Aktionäre immerhin noch mit der Hoffnung auf gute Zahlen beruhigen. Der Aktienkurs brach vergangene Woche nach Bekanntgabe der Zahlen ein, stieg nach dem ersten Schock aber wieder langsam.

Gründe für die schlechten Zahlen sind schnell ausgemacht. Rechtsstreitigkeiten kosteten den Konzern eine Menge Geld. Die Nachwehen fragwürdiger Hypothekengeschäfte in den USA vor der Finanzkrise schlugen mit weit mehr als einer Milliarde Euro zu Buche. Wegen der Manipulation des Zinssatzes Libor brummte die EU-Kommission der Bank eine Strafe von 725 Millionen Euro auf.

Fitschen erwartet schwieriges Jahr

Neben den Kosten für die juristische Aufarbeitung diverser Skandale gibt es noch ein weiteres Problem: Im Bereich Investmentbanking fielen hohe Verluste an, verursacht durch die interne Bad Bank, in die toxische Wertpapiere ausgelagert wurden. Ein Minus von drei Milliarden Euro ist hier 2013 entstanden.

Angesichts der vielen schlechten Nachrichten stellt sich die Frage: Wie soll die Zukunft von Europas größtem Geldhaus aussehen? Spannend war auf der Bilanzpressekonferenz daher nun vor allem der Ausblick der Chefs auf das laufende Jahr. Und der ist verhalten.

"2014 wird erneut ein Jahr der Herausforderungen", sagte Fitschen. Es könnte weiterer juristischer Ärger drohen: Erwartet werden Kosten im Streit mit den Erben des verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch und weitere Vergleiche mit den Behörden im Zusammenhang mit den Libor-Manipulationen. Das Institut werde 2014 darauf hinarbeiten, die Rechtsstreitigkeiten beizulegen, sagte Fitschen. Mehr als zwei Milliarden Euro sind dafür zurückgelegt worden.

Fitschen und Jain haben nach ihrem Amtsantritt im Sommer 2012 einen Kulturwandel in der Bank angekündigt. Bei dessen Umsetzung sieht Fitschen sein Institut auf einem guten Weg. Er könne allerdings nicht garantieren, dass es in Zukunft keine neuen Fälle von Fehlverhalten gebe, stellte er klar. "Kulturwandel bedeutet nicht, dass in Zukunft keine neuen Themen aufkommen werden. Kulturwandel bedeutet vielmehr, dass es weniger werden, weil wir in der gesamten Organisation eine andere Einstellung haben und über strengere Kontrollen verfügen."

Übernahmen geplant

Zu den Herausforderungen im kommenden Jahr gehört auch der Umbau der Bank: Ein umfangreiches Sparprogramm soll die Kosten um 4,5 Milliarden Euro senken. Im Jahr darauf will das Institut nach den Worten Fitschens dann wieder angreifen und auch bei Übernahmen mitmischen.

Jede sechste Bank habe in den vergangenen fünf Jahren in Europa und den USA aufgegeben oder sei übernommen worden, sagte er. "Dank der starken Plattform, die wir aufbauen, wird die Deutsche Bank nach 2015 als eine der führenden europäischen Banken aus diesem Konsolidierungsprozess hervorgehen."

An den Zielen für 2015 habe sich nichts geändert. Die Deutsche Bank strebt eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von zwölf Prozent an. Im vergangenen Jahr waren es nur zwei Prozent. "Wir kommen gut voran, wissen allerdings, dass wir uns auch in Zukunft auf schwierigem Terrain bewegen werden", sagte Fitschen. "Der Wandel, der in unserer Branche stattfindet, ist noch lange nicht vorbei."

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