Israel:Koscher und gut gewürzt

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McDonalds-Filiale in Bet Schemesch, Bezirk Jerusalem. Der US-Konzern ist 1993 in den israelischen Markt eingestiegen, trotz aller Probleme. (Foto: imago/ZUMA Press)

Kein Starbucks, kein Subway: Ausländische Nahrungsmittel- und Restaurantketten tun sich schwer damit, in Israel Fuß zu fassen. Ein Grund dafür sind die komplizierten Vorschriften für Lebensmittel.

Von Alexandra Föderl-Schmid, Tel Aviv

Nach neun Jahren gibt es wieder Big Mac auf dem israelischen Flughafen Ben Gurion. Mit Jahresbeginn eröffnete McDonald's eine Filiale im Flughafenterminal 3, kurz vor Weihnachten gab es bereits Essensauslieferungen im von Billigfliegern genutzten Terminal 1. Begleitet wurde das Comeback der US-Kette auf dem größten israelischen Flughafen von zwei Premieren: Nach Angaben des Unternehmens gibt es zum ersten Mal weltweit auf einem Flughafen Bestellterminals, die über das gesamte Gebäude verteilt sind. Damit soll Passagieren und Mitarbeitern, die sich in Eile befinden, das Bestellen erleichtert und die Wartezeit verkürzt werden.

Zum ersten Mal hat das Oberrabinat außerdem ein Koscher-Zertifikat für ein Restaurant in Israel ausgestellt, das auch am Schabbat geöffnet ist. Im Gegenzug verpflichtete sich McDonald's, die Produkte vorzukochen und nur nichtjüdisches Personal am jüdischen Ruhetag, also zwischen Freitag und Samstag Sonnenuntergang, einzusetzen.

Die komplizierten Vorschriften für koscheres Essen sind ein Grund, warum es ausländische Nahrungsmittel- und Restaurantketten schwer haben, in Israel Fuß zu fassen. Das gilt auch für US-Ketten, obwohl Israelis eine enge Beziehung zu Amerika haben. Während Filialen von Starbucks, Subway, Kentucky Fried Chicken oder Dunkin' Donuts in fast allen Ländern der Welt präsent sind, sucht man sie in diesem Land vergebens. In Tel Aviv gibt es nicht einmal ein Hard Rock Cafe.

Wer im Internet nach einer Starbucks-Filiale sucht, erhält die Antwort: "Dauerhaft geschlossen". Zwischen 2001 und 2003 hat der US-Konzern über Franchise-Partner versucht, in Israel den Markt zu erobern. Von großem Getöse wurde die Einführung begleitet, man wolle "neue Standards in der israelischen Kaffeekultur" setzen. Der Rückzug erfolgte dann kleinlaut, über neue Pläne für den israelischen Markt ist nichts bekannt.

Kentucky Fried Chicken wollte rund um Weihnachten mit seinem Angebot nach Israel zurückkehren. Aber die Eröffnung eines Restaurants in Nazareth scheint sich zu verzögern. Es wäre der vierte Versuch der US-Fast-Food-Kette, sich auf dem israelischen Markt zu etablieren. Das Unternehmen will laut Ankündigung auf koschere Speisen verzichten. Auch Burger King hatte sich 2010 zurückgezogen, um sechs Jahre später wieder einen Versuch zu wagen. Inzwischen gibt es acht Filialen, in rund der Hälfte gibt es koscheres Essen.

2017 gab Ikea einen Katalog heraus, in dem nur Männer zu sehen waren

Cafés, Restaurants und Supermärkte in Israel können auch nichtkoschere Produkte anbieten. Aber damit verzichten sie auf einen Kundenkreis, der immer größer wird. Denn die Zahl der strenggläubigen Juden, die 1,12 Millionen Bürger und damit zwölf Prozent der Bevölkerung ausmachen, wächst. Welche Produkte koscher sind, entscheidet das Oberrabbinat. In den meisten Geschäften und Lokalen wird mit einem Schild darauf verwiesen, ob die Speisevorschriften eingehalten werden, die Lebensmittel also koscher sind. Bekannt sind die Verbote, Schwein zu essen oder Milch- und Fleischprodukte zu mischen.

McDonald's ist der einzige US-Konzern, der in Israel längerfristig Fuß fassen konnte, auch wenn es wie am Flughafen immer wieder Hindernisse gibt. Seit 1993 ist McDonald's im Land vertreten, 183 Filialen gibt es in Israel, davon bieten etwa 50 koscheres Essen an. Nach Einschätzung von Marktforschern hat sich McDonald's - anders als alle anderen Fast-Food-Ketten - stärker dem lokalen Geschmack angepasst, etwa indem die Gerichte kräftiger gewürzt werden. Laut Konzernangaben werden außerdem 80 Prozent der verwendeten Rohstoffe in Israel produziert und treffen damit besser den vorherrschenden Geschmack. Außerdem lieben Israelis Gegrilltes, auch darauf nimmt der US-Konzern Rücksicht und bietet solche Gerichte häufiger an als in anderen Ländern. Den ausländischen Konzernen machen heimische Fast-Food-Anbieter Konkurrenz mit Falafel und Schawarma, das ähnlich wie Döner Kebab aus gegrilltem Fleisch besteht.

Besonders stark auf den israelischen Markt hat sich Ikea eingestellt - und hat damit Erfolg. Das schwedische Möbelhaus hat sein Angebot auf ultraorthodoxe Israelis ausgerichtet, die zu den ärmeren Bevölkerungsgruppen gehören und besonders auf Preise achten. So gibt es jüdische Psalmsprüche zur Dekoration des Heims zu kaufen, in den vier Filialen werden Abbildungen von Jerusalem an den Wänden gezeigt. 2017 gab Ikea sogar einen Katalog heraus, in dem Männer in ihrer traditionellen religiösen Kleidung zu sehen waren, aber keine Frauen. Denn streng religiöse Juden lehnen die Darstellung von Frauen in der Öffentlichkeit ab. Nach einer Klage von israelischen Frauenorganisationen erklärte die Zentrale, nichts davon gewusst zu haben. Ein Jahr später wurde erneut ein Katalog herausgegeben, der auf die religiöse Kundschaft in Israel zugeschnitten war: es gab gar keine Abbildungen von Personen mehr. Ein weiterer Grund für Ikeas Erfolg in Israel ist, dass die Restaurants nicht nur günstig, sondern auch koscher sind.

© SZ vom 07.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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