Irrwitzige Immobilienprojekte:Wo in Spanien die Milliarden versickern

In Spanien warten Flughäfen auf Passagiere und Freizeitparks auf Besucher. Pharaonische Bauten zeugen vom Platzen der Immobilienblase. Und der Wahnsinn geht weiter: Nun soll die gigantische Kasino-Stadt "Euro-Vegas" gebaut werden. Dabei hatte eine der verantwortlichen Politikerinen zuvor gefordert, man solle die großkopferten Architekten "umbringen".

Sebastian Schoepp

Irrwitzige Immobilienprojekte

Proteste gegen Euro-Vegas

In Spanien warten Flughäfen auf Passagiere und Freizeitparks auf Besucher. Pharaonische Bauten zeugen vom Platzen der Immobilienblase. Und der Wahnsinn geht weiter: Nun soll die gigantische Kasino-Stadt "Euro-Vegas" gebaut werden. Dabei hatte eine der verantwortlichen Politikerinen zuvor gefordert, man solle die großkopferten Architekten "umbringen". Im Zentrum Madrids gehen Menschen aus Protest gegen das Mega-Projekt Euro-Vegas auf die Straße. Viele Spanier haben nach Jahren des Prassens genug von größenwahnsinnigen Politikern und Planern, die die Landschaft mit zu groß geratenen Projekten vollstellen wollen. Der Investor hinter Euro-Vegas, US-Multimilliardär Sheldon Adelson, stellt bis zu 250.000 Arbeitsplätze in Aussicht. Die Gewerkschaften glauben nicht an diese vielversprechende Zahl. Eher würden dort vor allem Billig-Jobs zu schlechten Bedingungen entstehen, kritisieren sie. Spanien aber brauche eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, keine neue Spekulationsblase.

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Ein neues Las Vegas in Europa

Der 79jährige US-Multimilliardär Sheldon Adelson ist einer reichsten Männer der Welt. Sein Sponsoring hat einst Georg W. Bush zur Präsidentschaft verholfen. Nun will der Kasino-König Las Vegas in der kastilischen Einöde neu erstehen lassen. Er hat gleich eines klargemacht: Sein Projekt soll eine Art extraterritorialen Status haben, spanische Gesetze sollen nur eingeschränkt gelten. Gewerkschaften sollen keinen Zutritt haben, sogar das mühsam durchgeboxte Rauchverbot soll dort aufgehoben werden. Die konservativen Madrider Lokalpolitiker ergriffen die Gelegenheit trotzdem. In Zeiten der Massenarbeitslosigkeit ist ihnen jedes Projekt recht, das Arbeitsplätze verspricht.

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Geisterflughafen

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(Foto: Getty Images)

Einst kämpfte Don Quijote in La Mancha gegen Windmühlen, danach kam lange nichts von größerer Bedeutung, weshalb die Region eine der ärmsten Spaniens ist. Vom neuen Flughafen in Ciudad Real erhofften sich Lokalpolitiker Anschluss an die Welt. Eine Milliarde Euro hat er gekostet. Sogar Großraumflugzeuge sollten dort landen können, jedoch verirren sich allenfalls ein paar Privatjets in die Gegend. Die Betreibergesellschaft ist insolvent. Ein Beispiel für die absurde Flughafenpolitik Spaniens. Mit 48 Airports zählt das Land mehr Flughäfen als Deutschland, der Terminus "Geisterflughafen" ist zu einem gängigen Begriff geworden - so ähnlich wie der Name Don Quijote für irrwitizgen Größenwahn steht.

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Pharaonische Projekte

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(Foto: AFP)

Stararchitekt Santiago Calatrava hat die Stadt der Wissenschaften und der Künste in Valencia errichtet. Es war das Vorzeigeprojekt der ehrgeizigen und verschwendungssüchtigen Region am Mittelmeer, die nun pleite ist und als das "Griechenland Spaniens" gilt. Zu viele pharaonische Projekte sollten Valencia aus dem Schatten Barcelonas herausheben. Die Besucherzahlen in der Stadt der Wissenschaften und der Künste blieben enttäuschend, inzwischen müssen Mitarbeiter entlassen werden. Und in der Altstadt Valencias ist nicht mal mehr Geld vorhanden, um Gehwege zu sanieren.

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Der Wunsch des Patriarchen

Emilio Botín ist der Patriarch von Banco Santander, der die Bank zu einem der größten Geldhäuser Europas gemacht hat. Nun will er sich ein Denkmal in seiner Heimatstadt am Atlantik in Form eines Kulturzentrums setzen. Was darin stattfinden soll, ist bislang noch unklar - im Zweifelsfall aber auch nicht so wichtig. Oft fehlten Nutzungskonzepte für Spaniens moderne Prestigebauten. Hauptsache, sie machen Eindruck.

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Der spanische Nürburgring

Zur Eröffnung des Vergnügungsparks Terra Mítica in Benidorm kam im Jahr 2000 auch Spaniens Kronprinz Felipe (zweiter von rechts). Der Park sollte ein "Sinnbild für die Kulturen des Mittelmeers" werden - wie ein Werbevideo mit vielen fröhlichen Menschen zeigt. Inzwischen ist der Budenzauber aber eher ein Sinnbild für Geldverschwendung und Korruption in Spanien. Es sind zahlreiche Verfahren wegen Steuerhinterziehung und anderer Vergehen anhängig, eine ganze Bank - Caja del Mediterraneo - stürzte über die Finanzierung.

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"Man sollte sie umbringen!"

Die Regionalpräsidentin von Madrid, Esperanza Aguirre, ist bekannt für kernige Worte: "Ich kann diese Architekten nicht leiden. Man sollte sie umbringen!". Das sagte sie kürzlich bei einem öffentlichen Auftritt, bei dem es um die unsagbar hässlichen Bauten ging, mit denen Spanien während des Immobilienbooms vollgestellt wurde. Ausgerechnet Aguirre hat aber nun alles dafür getan, dass in ihrem eigenen Wirkungskreis, im Umland der spanischen Hauptstadt, ein Mega-Bauprojekt entsteht, das alle vorhergehenden an Größe und voraussichtlicher Hässlichkeit in den Schatten stellt: die Kasinolandschaft Euro-Vegas des US-Milliardärs Sheldon Adelson.

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