Investmentfonds:Auf Experten vertrauen

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Auch im Bereich Vermögensbildung gibt es Dienstleister. Bei Investmentfonds übernehmen professionelle Investoren viele Entscheidungen für den Anleger.

Matthias Autenrieth

Ein möglicher Weg zum Geschäftserfolg besteht darin, Aufgaben, die ein anderer besser erledigen kann, zu delegieren. Eine Art, diese Strategie bei der Geldanlage umzusetzen, ist die Anlage in einen Investmentfonds. Dieser wird von einer Kapitalgesellschaft aufgelegt, die in ihm das Geld vieler Investoren sammelt. Dieses wird dann in dem für den Fonds definierten Rahmen investiert.

Die Bezahlung der Dienstleistung für eine Fondsbeteiligung geschieht über die Begleichung von Verwaltungskosten oder durch eine Erfolgsbeteiligung des Fondsmanagements. (Foto: Foto: iStockphoto)

Was ein Investmentfonds dabei auf jeden Fall besser kann als der normale Anleger, ist diversifizieren. Aufgrund der eingesammelten Mittel ist es der Fondsgesellschaft möglich, eine wesentlich breiter gestreute Palette an Werten zu halten, als dies ein einzelner tun könnte, wenn er nicht gerade Investmentlegende und Multimilliardär Warren Buffet ist.

Natürlich legt eine Kapitalgesellschaft einen Fonds nicht aus reiner Nächstenliebe auf, sondern will wie jeder Dienstleister für seine Arbeit bezahlt werden. Bei einem Fonds geschieht das in Form von Verwaltungskosten sowie teilweise durch eine Erfolgsbeteiligung des Fondsmanagements. Der Ausgabeaufschlag, der normalerweise beim Kauf eines Fondsanteils anfällt, lässt sich im Falle, dass der Anleger ohne Beratung weiß, was er will, oftmals durch den Kauf bei einer Direktbank vermeiden.

Weitere Kosten entstehen durch das die Fondsanteile verwahrende Depot, das allerdings auch bei den meisten anderen Anlageformen zu bezahlen ist, sowie bei Aktienfonds für Umschichtungen innerhalb des Fonds, das heißt, wenn Werte im Fonds-Portfolio gegen andere ausgetauscht werden.

Investmentfonds werden in Deutschland immer beliebter

Im Hinblick auf die erwarteten Leistungen werden die Kosten allerdings zunehmend bereitwilliger getragen. Dies legen zumindest statistische Zahlen des Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) nahe. Nach dessen Angaben hatte jeder Bundesbürger Ende 2007 im Schnitt knapp 8900 Euro in Investmentfonds angelegt. Dies entsprach einer Steigerung um 300 Prozent im Vergleich zum Stand zehn Jahre zuvor. International betrachtet liegt Deutschland damit aber immer noch hinter den Pro-Kopf-Investmentvermögen in Österreich oder Frankreich zurück. Spitzenreiter sind hier nach BVI-Angaben die USA mit einem pro Kopf in Investmentfonds angelegten Vermögen von rund 27.600 Euro.

Lesen Sie weiter, welche Vorteile Fondssparpläne haben.

Unterschieden werden Investmentfonds unter anderem nach Anlageschwerpunkten, das heißt nach der Art der Wertpapiere, in die der Fonds investiert. Zu den gängigsten gehören hierbei Aktienfonds mit einer Anlage in Aktien, Renten-Fonds - sie investieren in verzinsliche Wertpapiere -, eine Mischung aus beiden vorgenannten, die Mischfonds, Index-Fonds, die den zugrunde liegenden Index eins zu eins abbilden, sowie Geldmarktfonds, deren Anlageschwerpunkt auf Geldmarktpapieren liegt. Eine weitere wesentliche Spielart sind Immobilienfonds, die - wenig überraschend - in Gebäude investieren, wobei der Schwerpunkt hier auf Gewerbeimmobilien liegt.

Langfristige Geldanlagen mindern das Risiko

Die Wahl des richtigen Fonds hängt von der persönlichen Risikobereitschaft und dem Anlagehorizont ab. Langfristig und aus einem historischen Blickwinkel heraus liegen Anleger, die in deutsche Aktienfonds investieren, absolut richtig. Bei einer Betrachtung über die vergangenen zwanzig Jahre hinweg erwirtschafteten Fonds mit dem Anlageschwerpunkt deutsche Aktien nach BVI-Angaben eine jährliche Rendite von rund acht Prozent. Auf kurze Sicht mussten sie allerdings in den vergangenen zwölf Monaten Verluste von über 21 Prozent hinnehmen, so der BVI. Und angesichts der aktuellen Finanzmarkt-Krise und der momentanen Situation an den internationalen Börsen würde beispielsweise Heide Härtel-Herrmann, Inhaberin des Kölner " Frauenfinanzdienstes", derzeit von einem Einstieg in einen Aktienfonds abraten.

Vorteile von Fondssparplänen

Wer dennoch in einen Investmentfonds, vielleicht aber mit anderem Anlageschwerpunkt, investieren möchte, kann dies prinzipiell auf zweierlei Art tun. Zum einen besteht die Möglichkeit von Einmalanlagen, bei der man eine bestimmte Anzahl von Fondsanteilen erwirbt, zum anderen ist ein Fondssparplan möglich. Dabei legt der Investor monatlich einen bestimmten Betrag in einem Fonds an. Hier sorgt der sogenannte Durchschnittskosten-Effekt dafür, dass über einen längerfristigen Zeitraum extreme Kostenschwankungen des Fonds ausgeglichen werden.

Für wen sich Fondssparpläne grundsätzlich eignen und wenn ja, in welcher Form, lässt sich pauschal nicht beantworten, sagt Härtel-Herrmann. "Es hängt sehr vom jeweiligen Einzelfall ab." Konkret gibt Härtel-Herrmann daher folgendes Beispiel: Eine kinderlose Frau Mitte 30, die über ein mittleres Einkommen und Rücklagen von rund 15.000 Euro verfügt, plant etwa 150 Euro monatlich zurückzulegen. Dabei möchte sie für ihr Alter vorsorgen, allerdings bei einem Teil der Sparrate flexibel bleiben.

Hier empfiehlt Härtel-Herrmann eine Aufteilung der Sparsumme. Ein Teil sollte in einen Riester-Vertrag fließen, um in den Genuss der staatlichen Förderung zu kommen. Den anderen Teil rät - so rät sie - sollte man in einen aktienorientierten Investmentfonds-Sparplan investieren, da hier bei langfristigem Anlagehorizont die aktuelle Krise keine Rolle spiele. Bei diesem Investment kann die Frau zudem bei den monatlichen Zahlungen aussetzen, wenn für eine gewisse Zeit die Sparrate gesenkt werden soll. "Interessant", so die Finanzberaterin, "sind dabei Fonds mit einer Ausrichtung auf ökologische Investments." Dies nicht nur aus eigenen ökologischen Motiven, sondern auch unter Renditegesichtspunkten.

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