Internet:Hasstiraden im Internet - Hilfe gegen Cyber-Mobbing

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Bremen (dpa) - Erst ist es nur eine böse SMS. Dann kommen immer mehr. Joe erhält E-Mails, in denen ihn anonyme Absender beschimpfen. Im Internet kursieren gemeine Fotos. "Ich kann das nicht mehr ertragen", sagt der Junge. An dieser Stelle stoppt Tabea Fuhst den Film.

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Bremen (dpa) - Erst ist es nur eine böse SMS. Dann kommen immer mehr. Joe erhält E-Mails, in denen ihn anonyme Absender beschimpfen. Im Internet kursieren gemeine Fotos. „Ich kann das nicht mehr ertragen“, sagt der Junge. An dieser Stelle stoppt Tabea Fuhst den Film.

„Was, meint ihr, wird er tun?“, fragt sie die Schüler. Am Ende entscheidet sich Joe für das Richtige: Er informiert seine Mutter, die mit ihm zur Schulleiterin geht.

Doch hätten die Bremer Gymnasiasten auch so reagiert? Und hätten sie als Klassenkameraden Joe geholfen? Viele zucken mit den Achseln. „Ich weiß nicht genau, wie ich mich in der Situation verhalten hätte“, gibt die 14-jährige Lilith zu. Denn im Film wird schnell deutlich: Wer Opfer von Cyber-Mobbing wird, steht schnell alleine da. Darüber zu sprechen erfordert Mut - und nicht jeder möchte sich seinen Eltern oder Lehrern anvertrauen, die meist keine Ahnung haben, was Jugendliche im Internet bewegt.

Die Bremer Landesmedienanstalt hat deshalb mit Studenten Workshops konzipiert, in denen diese mit Schülern auf Augenhöhe über Cyber-Mobbing, Datenschutz oder den Umgang mit Suchmaschinen sprechen können. „Wir sind näher an dem Thema dran“, sagt die angehende Kommunikationswissenschaftlerin Fuhst. Die 23-Jährige ist wie die Achtklässler mit dem Internet aufgewachsen. WhatsApp, Facebook oder Instagram nutzt sie genauso selbstverständlich wie die Jugendlichen, und ist genauso anfällig für Gefahren wie Cyber-Mobbing.

Diese digitalen Hasstiraden nehmen nach Einschätzung von Experten unter jungen Leuten zu. „Die Möglichkeiten, andere Personen immer und immer wieder bloßzustellen oder zu kränken und zu verletzen, sind inzwischen sehr vielfältig“, erläutert Dilek Atalay, die bei der nordrhein-westfälischen Landesmedienanstalt für die EU-Initiative „Klicksafe“ zuständig ist. Nach einer aktuellen Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest sind 17 Prozent der 12- bis 19-Jährigen schon mal per Internet oder Handy fertig gemacht worden. 38 Prozent der befragten Jugendlichen geben an, dass jemand aus ihrem Bekanntenkreis Opfer von Cyber-Mobbing wurde.

Welche Dimensionen solche Übergriffe haben können, ahnt man, wenn man ein bisschen im Forum von „ Juuuport.de“ stöbert. Bei der Anlaufstelle helfen Jugendliche anderen Jugendlichen bei Cyber-Mobbing oder Abzocke im Internet. „Ich werde jeden Tag bei WhatsApp in meiner Klassengruppe gemobbt“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer wird von seinen Mitschülern auf Facebook beschimpft und beleidigt. Er habe keinen, der noch zu ihm halte, klagt er. Typisch ist, dass Opfer und Täter sich kennen, und die Gründe für die Attacken meist wahllos erscheinen. Bei Joe im Film reichte es, dass er sich nach Ansicht einer Mitschülerin zu eifrig am Unterricht beteiligte.

„Es kann jedem passieren“, sagt Lilith. Das ist für sie in dem Workshop besonders deutlich geworden. Sie und ihre Schulkameraden haben zwar selbst noch keine Erfahrungen mit Cyber-Mobbing gesammelt. Viele von ihnen fangen aber gerade erst an, richtig aktiv in sozialen Netzwerken zu werden. Dafür fühlen sich die Bremer Schüler jetzt besser gerüstet: „Ich weiß jetzt, wie man sich gegen Cyber-Mobbing wehren kann und an wen man sich wenden kann“, sagt Lilith.

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