Insolvenzantrag:Eine Tragödie namens Qimonda

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Managementfehler, überlegene Konkurrenz, Abhängigkeit von Subventionen: Das Beispiel Qimonda zeigt, dass die staatliche Förderung der deutschen Chipindustrie ein Fehler war. Nun muss das Abenteuer beendet werden.

Karl-Heinz Büschemann

Das kann heiter werden für die Bundesregierung. Sie schaut zu, wie der Chiphersteller Qimonda pleitegeht, und debattiert zugleich ein neues Rettungspaket für die Banken. Sie lässt ein High-Tech-Unternehmen mit 13.000 Beschäftigten untergehen, obwohl sie in der Finanzkrise längst Pläne ausgebrütet hat, auch angeschlagene Industrieunternehmen zu retten.

Aussichtslos: Der Versuch, die deutsche Chipindustrie zu fördern, musste scheitern. (Foto: Foto: ddp)

Die Politiker, die Qimonda nicht helfen wollen, weil das Unternehmen die Tragfähigkeit seines Geschäftsmodells "nicht hinreichend darlegen" konnte, dürfen sich auf heftige Kritik einstellen. Zumindest die betroffenen Mitarbeiter werden ihr vorwerfen, mit unterschiedlichen Ellen zu messen.

Überlegene Konkurrenz

Die Bundesregierung und die betroffenen Landesregierungen von Bayern und Sachsen tun aber gut daran, bei ihrer harten Haltung zu bleiben und kein Geld für Qimonda auszugeben. Die Sache ist zu aussichtslos. Die Wahrscheinlichkeit, dass die meist anspruchsvollen Arbeitsplätze in dem Unternehmen, das früher mal ein Teil von Siemens war, noch zu retten sind, ist zu gering. Dazu haben die Manager bei Qimonda und bei der heutigen Muttergesellschaft Infineon zu viele Fehler gemacht.

Die globalen Konkurrenten sind ihnen haushoch überlegen, und zum Dritten ist das weltweite Chip-Geschäft so massiv von Subventionen der Regierungen beherrscht, dass von einem funktionierenden Wettbewerb nicht die Rede sein kann.

Es ist tragisch für die betroffenen Qimonda-Beschäftigten. Aber ihre Arbeitsplätze hatten nie eine Zukunft. Sie waren der Traum von Politikern wie Managern und konnten überhaupt nur mit Staatshilfen geschaffen werden. Allzu bereitwillig gingen die Politiker auf die Forderung des Siemens-Konzerns ein, der Mitte der achtziger Jahre das Wettrennen um die Chiptechnologie aufnehmen wollte.

Schneller Schiffbruch

Die pfiffigen Konkurrenten hatten längst einen riesigen Vorsprung und die Manager des größten deutschen Technologiekonzerns fürchteten das hohe Risiko. Damals ging die Furcht vor den aggressiven Japanern um, die angeblich in allen wichtigen Technologien die Führung anstrebten. Es gehe um die Zukunft des Technologiestandortes Deutschland, hieß es.

Die klugen Rechner von Siemens begriffen aber schnell, dass sie in diesem Geschäft keine Chance hatten. Sie drehten das aussichtslose Chip-Geschäft unter dem Namen Infineon für viel Geld der Börse an, auch Kleinaktionären. Es durfte niemanden überraschen, dass dieser Neuling bald Schiffbruch erlitt. Frech war nur, dass Infineon den alten Trick erneut versuchte und die marode Speicher-Sparte als die Tochter Qimonda noch einmal abspaltete, die jetzt pleite ist.

Der Fall Qimonda belegt, dass es sinnlos ist, mit staatlichen Subventionen Arbeitsplätze zu schaffen, die ein Unternehmer nie kreieren würde, auch wenn es High-Tech-Jobs sind. Das funktioniert so gut wie nie. Der große Irrtum der achtziger Jahre ist auch durch weitere Staatshilfen nicht mehr zu korrigieren.

© SZ vom 24.01.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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