Immobilien:"Wir sind praktisch vollvermietet"

Lesezeit: 2 min

Die Firmenzentrale des deutschen Immobilienkonzerns Vonovia im nordrhein-westfälischen Bochum. (Foto: Marcel Kusch/dpa)

Der Dax-Konzern Vonovia profitiert von der Knappheit auf dem Immobilienmarkt.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Jetzt zapft Rolf Buch, 54, auch noch die Sonne an. Sein Konzern Vonovia hat kürzlich Solarzellen auf gut 200 Mietshäuser schrauben lassen. "Und das ist erst der Anfang unserer Solarinitiative", tönt der Vorstandschef. Deutschlands größter Vermieter wolle mindestens 1000 Dächer mit Photovoltaik ausrüsten.

Buch kann populäre Ankündigungen gut gebrauchen, denn: "Wohnen ist ein sensibles Thema." Sein Konzern spürt das in Berlin. Das Land will Eigentümern wie Vonovia auf Jahre verbieten, die Mieten zu erhöhen. Buch kritisiert, dass der Mietenstopp das Grundproblem nicht löse: dass in Städten wie Berlin - gemessen am Zuzug - zu wenige Wohnungen entstehen.

Seinen Konzern beschreibt Buch als "Teil der Lösung", nicht als Problem. "Wir sind immer noch kein Luxusanbieter und wollen das auch nicht werden." Vonovia-Mieter zahlen im Schnitt 6,64 Euro kalt pro Quadratmeter. Das sind freilich vier Prozent mehr als vor einem Jahr. Vonovia passt Preise nicht nur regelmäßig an den Mietspiegel an. Die Firma gibt auch mehr Geld für Modernisierungen aus, nach denen sie die Miete erhöhen darf, und baut neue Wohnungen auf ihre Grundstücke.

Bis Jahresende sollen bei Vonovia etwa 2500 Wohnungen im Bau oder fertig sein, darunter auch "Sozialwohnungen für 6,50 Euro pro Quadratmeter". Man schreite allerdings "etwas langsamer" voran als erhofft, unter anderem wegen Genehmigungsverfahren, die sich in die Länge zögen.

Vonovia hat wie kein zweiter Konzern in Deutschland von der Knappheit auf den Immobilienmärkten profitiert. Die Bochumer besitzen knapp 400 000 Wohnungen, vor allem in deutschen Städten, neuerdings auch in Österreich und Schweden. "Wir sind praktisch vollvermietet", sagt Buch. Zugleich sind die Zinsen niedrig; Vonovia konnte Übernahmen günstig finanzieren. Da festverzinsliche Anlagen kaum noch Rendite bringen, investieren viele Anleger in Immobilien. Daher gewinnen auch die Häuser in der Vonovia-Bilanz an Wert; diesen konnte der Konzern im ersten Halbjahr um weitere 2,2 Milliarden Euro nach oben korrigieren. Allerdings hat Vonovia für manchen Konkurrenten mehr Geld bezahlt, als dessen Wohnungen zur Zeit der Übernahme wert waren. Diesen Aufpreis, den Unternehmen kurioserweise als sogenannten Goodwill wie ein Vermögen bilanzieren, musste Vonovia nun um 1,9 Milliarden Euro nach unten korrigieren. Buch betont freilich, dass die Abschreibung immer noch niedriger als die Aufwertung sei.

An der Börse hat der Konzern am Freitag zeitweise zwei Prozent an Wert gewonnen. Vonovia nahm in der ersten Jahreshälfte gut eine Milliarde Euro an Mieten ein, 14 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der operative Gewinn stieg entsprechend auf gut 609 Millionen Euro.

© SZ vom 03.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: