Immobilien:Vonovia gibt Mietern ab 70 Wohngarantie

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Deutschlands größter Vermieter kämpft mit einem Zugeständnis gegen Kritik.

Von Janis Beenen, Bochum

Proteste gegen Vonovia in Bochum. Nicht nur der Konzern profitiert von höheren Mieten, auch die Anleger. (Foto: Marcel Kusch/dpa)

Statt lange über die Dividende und wirtschaftliche Erfolge zu plaudern, hält Rolf Buch eine Hauptversammlungsrede, die als Weihnachtsansprache durchgehen könnte. Der Chef von Deutschlands größtem Immobilienkonzern, Vonovia, bekennt sich zum Klimaschutz und einem Europa ohne Nationalismus. Vor allem äußert er Verständnis für die Sorgen von Mietern. "Die Angst, keine geeignete Wohnung zu finden, ist bei vielen Menschen groß und auch berechtigt." Buch will wohl nahbar wirken. Schließlich steht seine Branche eher unter dem Verdacht der Profitgier.

Schon am Morgen vor der Versammlung macht Buch seinen Kunden ein Zugeständnis. "Wir geben Mietern ab 70 die Garantie, dass sie ihre Wohnungen nicht verlassen müssen", sagt er. Vonovia sichere ihnen zu, "dass ihre Wohnung bei Veränderung der ortsüblichen Vergleichsmiete bezahlbar bleibt". Mieterorganisationen hatten beklagt, dass sich viele Rentner die steigenden Mieten nicht leisten könnten.

Seine Kritiker kann Buch dennoch nicht beruhigen. Knut Unger hat als Vertreter eines Bündnisses kritischer Aktionäre eine Demonstration vor der Hauptversammlung mitorganisiert. Zu Buchs Ankündigung sagt er: "Das sind alles Werbesprüche." Wenn Buch es mit den älteren Menschen ernst meine, müsse Vonovia die Garantie in den Mietverträgen rechtsverbindlich ergänzen. Neben Unger rufen seine Mitstreiter: "Vonovia enteignen!" Ein Mann, verkleidet als Miethai, brüllt: "Ein schöner Tag für Vonovia, ein Scheißtag für die Mieter." Der Ärger ist riesig, die Situation der Alten ist nur ein Aspekt. Es geht um Nebenkosten und Mietsteigerungen nach Sanierungen. Unger spricht von falschen Abrechnungen und Modernisierungskosten, die Mieter existenziell bedrohen.

Buch argumentiert am Podium, warum die Vermietung von knapp 400 000 Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden ein lauteres Geschäft ist. Er bekräftigt das Versprechen, auf Modernisierungen, die zu Mehrkosten von mehr als zwei Euro pro Quadratmeter führen, zu verzichten. Die Durchschnittsmiete betrage bei Vonovia derzeit 6,56 Euro pro Quadratmeter, sagt Buch. "Das sind keine Luxusmieten." Zudem gebe es keine Grundlage für die Aussage, dass Vonovia-Mieter höhere Nebenkosten hätten als andere. Die Wohnungsnot möchte der Manager derweil am liebsten mit mehr Neubauten angehen. Buch wünscht sich unter anderem schnellere Genehmigungsverfahren.

Dass das alles eine Menge Geld bringt, erzählt Buch lieber nur kurz. Die Aktionäre sind ohnehin begeistert. In den vergangenen fünf Jahren stieg der Wert einer Vonovia-Aktie um knapp 140 Prozent auf etwa 48,50 Euro. 2018 erzielte das Unternehmen erstmals mehr als eine Milliarde Euro Gewinn.

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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