Ikea:Zalando für Möbel

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Eine Kundin in Kalifornien: Die Schlepperei könnte bald ein Ende haben. Ikea geht online. (Foto: David Paul Morris/Bloomberg)

Der schwedische Händler erwägt, Produkte anderer Hersteller online zu verkaufen. Aber zuerst wagt sich Ikea selbst auf andere Plattformen.

Von Alexandra Jegers, München

Ein Samstag bei Ikea ist die ultimative Probe für die Nerven. Wie auf einer Ameisenstraße schieben sich die Besucher im Trippelschritt den schmalen, gelb markierten Weg entlang. Selbst wer nur schnell zu den Bürostühlen möchte, muss sich zuvor durch alle Ausstellungsräume zwängen. Eine Abkürzung durch das Möbellabyrinth gibt es nicht, ein Entkommen auch nicht - zumindest, wenn man nicht mit leeren Händen heimkehren möchte. Zwar besitzt der schwedische Möbelhändler schon seit geraumer Zeit einen eigenen Onlineshop, auf dem man die Ikea-Produkte erwerben kann. Hohe Portokosten und Lieferzeiten schrecken allerdings noch immer viele Kunden ab.

Bald könnte es jedoch eine echte Alternative zum Gang in das Einrichtungshaus geben: Ikea will seine Möbel künftig nicht nur über den hauseigenen Onlineshop verkaufen, sondern testweise auch auf Plattformen des US-Konzerns Amazon und des chinesischen Anbieters Alibaba. Das sagte der Chef der niederländischen Holdinggesellschaft Inter Ikea, Torbjorn Loof, der Londoner Financial Times. Ikea plant den Worten des Holding-Chefs zufolge eine große Online-Offensive. Loof fügte hinzu, er könnte sich zudem den Aufbau einer branchenweiten Plattform vorstellen, etwa nach Vorbild des deutschen Online-Modehändlers Zalando. Ikea könnte seinen hauseigenen Webshop für Dritte öffnen und so selbst zum Marktplatz für Möbel verschiedener Produzenten werden. Alternativ sei auch eine Kooperation mit einem Wettbewerber denkbar, der die gemeinsame Plattform aufbaut und betreibt.

Nach Jahren der Flaute zieht der Onlinehandel mit Möbeln stark an

Noch sind das alles nur Ideen, konkrete Gespräche mit möglichen Partnern hat das Unternehmen noch nicht geführt. Allerdings steht es für den Holding-Chef außer Frage, dass es früher oder später ein "Zalando der Möbelindustrie" geben wird: "In den kommenden fünf bis zehn Jahren werden wir sehen, dass sich so etwas wie eine Plattform entwickeln wird", prophezeit Loof.

Die Offensive des weltgrößten Möbelkonzerns hat gute Gründe. Das Geschäft mit Online-Möbeln zieht stark an. Laut Daten des zuständigen Handelsverbands wurde 2018 bereits ein Zehntel des Umsatzes mit Möbeln, Küchen und Einrichtungsgegenständen über das Internet erzielt - Tendenz steigend. Noch verteilt sich das Geschäft im Netz auf verschiedene Anbieter, Versandhändler wie Otto oder Home 24 tun sich hierzulande besonders hervor. Ikea war anfangs im Netz nur zögerlich unterwegs, im vergangenen Jahr machten die Onlineverkäufe 7,4 Prozent des Umsatzes aus.

Wenn der Möbelkonzern auch in Zukunft erfolgreich sein will, muss er sich also etwas einfallen lassen. An Ideen, wie man das Onlinegeschäft ankurbeln könnte, mangelt es nicht: So sollen beispielsweise sechs bis neun neue Verteilzentren in Deutschland entstehen, um die Lieferzeiten zu verkürzen. Das erste Lager dieser Art nahm Ikea im vergangenen Herbst im niedersächsischen Elsdorf in Betrieb. Zudem scheint sich Ikea langsam vom Konzept der großen Einrichtungshäuser zu verabschieden: Bis 2021 sollen rund 30 kleinere Filialen in Innenstädten entstehen. Dort finden Kunden dann nur noch einen Teil des Sortiments.

© SZ vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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