Berlin - Bei der künftigen Verschmelzung von Fernsehen und Internet will Google eine Plattform bleiben - und kein Anbieter eigens hergestellter Filme, Fotos und sonstiger Inhalte. "Es gibt eine Linie, die wir nicht übertreten werden", sagte Google-Chef Eric Schmidt am Dienstag in Berlin.
Ifa 2010: Die Trends:Pure Unterhaltung
3-D-Fernsehen, vernetzte Wohnungen, die Welt der Touchscreen-Computer: Die IFA zeigt, welche Trends bald in unseren Wohnzimmern stehen sollen. Nicht jede Technik hält dabei, was die Hersteller versprechen.
Mit Filmproduzenten und Rundfunkstationen wolle die Firma weiter zusammenarbeiten. "Auch wir wollen, dass die Anbieter verschiedener Inhalte damit Geld verdienen können", sagte Schmidt. Noch im Herbst soll der erste internetfähige Fernseher mit dem Google-Betriebssystem Android zunächst in den USA auf den Markt kommen, hergestellt von dem japanischen Konzern Sony. Im kommenden Jahr sollen andere Länder folgen. Auch der chinesische Markt sei dabei grundsätzlich interessant. Einzelheiten wollte Schmidt dazu nicht erläutern - und verwies auf die grundlegende Strategie, zunächst mit Rundfunkstationen und lokalen Herstellern zu klären, ob solch ein Angebot in China möglich sei.
Schmidt betonte, dass sein Unternehmen grundsätzlich an die Gesetzeslage eines jeden Landes gebunden ist, in dem es seine Dienste anbietet. Deshalb werde Google seine Bilderkennung auch nicht auf Personen erweitern. Mit dem Programm kann man beispielsweise eine Kirche erfassen und sich zusätzliche Informationen zum Gebäude auf dem Bildschirm anzeigen lassen. Datenschützer fürchten, dass man damit auch Menschen ausspionieren könnte. Die sei jedoch erstens verboten und außerdem "zu gruselig", wie Schmidt einräumte.
Garderoben-Tipps von der Suchmaschine
Zum Abschluss der Internationalen Funkausstellung skizzierte er gleichwohl eine Zukunft, in der Googles Suchmaschine nicht nur Fragen beantwortet, sondern auch selbst Vorschläge macht. Heute schaue man im Wetterbericht, ob es regnen wird, erläuterte der Google-Chef. In Zukunft könnte Google einen Nutzer daran erinnern, eine Regenjacke anzuziehen. "Wir können Menschen Anregungen machen, denn wir wissen, was ihnen wichtig ist", sagte Schmidt.
Google will dazu auch seine Spracherkennung erweitern. Noch im Herbst soll es englischsprachigen Nutzern möglich sein, eine Suchanfrage mündlich in das Smartphone einzugeben - und sich beispielsweise zu einem Museum leiten lassen, für dessen Exponate man sich interessiere. Auch ein Übersetzungswerkzeug soll es dann geben. Damit könnte sich etwa ein englischsprachiger Kunde mit einem deutschsprachigen Verkäufer unterhalten. Bereits heute, sagte Schmidt, werde jede vierte Suchanfrage auf einem Smartphone, das auf Googles Betriebssystem Android basiere, mündlich formuliert anstatt eingetippt. Weitere Dienste, vor allem auch auf den immer stärker genutzten Smartphones, anzubieten, ist für Google sehr wichtig. Das Unternehmen finanziert sich zu mehr als 90 Prozent auf Werbung.