Ideenwettbewerb Generation-D:Unbequeme Sieger

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Fernab jeder grauen Theorie: Der Wettbewerb Generation-D soll Studenten motivieren, gesellschaftliche Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Jetzt stehen die Sieger fest.

E. Dostert

Wie wäre es, wenn Studenten arbeitslosen Jugendlichen in Mannheim einen Job verschaffen? Was wäre, wenn eine ausgemusterte Bodenseefähre zum Null-Emissions-Schiff wird? Was, wenn Menschen ihre Ziele per Internet verfolgen können und bei Nicht-Erreichen die Strafe als Spende an eine gemeinnützige Institution fließt? Die Sieger des Wettbewerbs Generation-D haben es gemacht. Es ist ein deutschlandweiter Ideenwettbewerb von Studenten für Studenten. Die Initiatoren - Bayerische Elite-Akademie, Süddeutsche Zeitung, Allianz SE und Stiftung Marktwirtschaft - wollen Kreativität und gesellschaftliche Verantwortung fördern. "Aber Generation-D soll nicht bloß Ideen auf dem Papier hervorbringen, sondern die Studenten sollen ihre Projekte auch tatsächlich umsetzen", so Hans Werner Kilz, Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung bei der Preisverleihung. "Studenten sollen sich nicht nur in der Theorie mit ihren Studienthemen beschäftigen, sondern sich in die Gesellschaft einbringen."

Der Wettbewerb Generation-D animiert Studenten dazu, ihrer Krativität freien Lauf zu lassen - fernab aller grauen Theorie. (Foto: Foto: AP)

Zehn Teams schafften es in die Endrunde. In der Kategorie Arbeit, Wirtschaft und Umwelt siegte das Team Chances Up von der Uni Mannheim für das Projekt Littlebird. In der Stadt sind die weißen Trolleys mit dem grünen Vogel, mit denen arbeitslose Jugendliche Mahlzeiten an Unternehmen ohne Kantine ausliefern, bereits ein Begriff. Gewinn erwirtschaftet das Projekt auch schon. Ganz so weit ist das Team Energy Island von der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen, das sich in der Kategorie Bildung und Kultur durchsetzte, noch nicht. Aber die Kalkulation für den Umbau der von Konstanz ausgemusterten Fähre Fontainebleau steht. In der Kategorie Soziale Gesellschaft siegte s.m.a.r.t. Charity von der Technischen Universität Darmstadt.

"Heute sind wir als Gesellschaft mehr denn je darauf angewiesen, dass sich Einzelne aktiv und proaktiv einbringen", erläutert Paul Achleitner, Mitglied des Vorstands der Allianz SE, in Berlin. "Diese Studenten beweisen, dass sich in Deutschland etwas bewegen lässt."

Deutschland in vielem zu verkrustet

Die Jugend solle sich ihrer Verantwortung für unsere Gesellschaft stellen, fordert Dieter Frey, akademischer Leiter der Bayerischen Elite-Akademie und Professor für Psychologie an der LMU in München. Sie sollte das aus eigenem Interesse tun, vor allem dann, wenn man sieht, dass die ältere Generation sehr hedonistisch orientiert ist, zu sehr den Status quo betont und auf Kosten nachfolgender Generationen lebt.

Warum sollte nicht, so Freys Vorschlag, bei wichtigen Entscheidungen in Politik oder Unternehmen ein Jugendbeauftragter mit am Tisch sitzen? "Die Jugendinteressen zu betrachten ist eine Bringschuld der Führungselite, aber auch eine Holschuld der Jugend." Wettbewerbe wie Generation-D müssten ihm zufolge in Schulen zum "Normalfall" werden. Deutschland sei in vielem zu verkrustet, zu sehr auf Mainstream ausgerichtet. "Wir brauchen eine Kultur der Kreativität, eine Kultur der Unbequemlichkeit oder des Unbequemseins", sagt Frey.

Am Wettbewerb Generation-D haben 442 Studenten in 101 Teams aus 13 Bundesländern teilgenommen. Die meisten Teilnehmer kamen aus Bayern. Besonders eifrig machten sich künftige Betriebswirte, Informatiker, Wirtschaftswissenschaftler, Psychologen, Politik-, Sozial- und Verwaltungswissenschaftler ans Werk. Alle wissenschaftlichen Disziplinen waren gleichmäßig vertreten.

© SZ vom 23.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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