Hypo Real Estate:Finanzchef in Bedrängnis

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Der zuständige Finanzvorstand bei der HRE, Markus Fell, soll noch im September die Lage des Immobilienfinanzierers beschönigt haben.

T. Fromm, K. Ott und C. Hulverscheidt

Bei den Ermittlungen gegen das frühere Topmanagement des angeschlagenen Hypothekenfinanzierers Hypo Real Estate (HRE) geraten Mitglieder des amtierenden Vorstands immer stärker unter Druck. In Ermittlungsunterlagen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, werden schwere Vorwürfe gegen den amtierenden Finanzchef Markus Fell laut.

Gerüchten zufolge könnte die Depfa komplett vom Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung übernommen werden (Foto: Foto: dpa)

So habe der Vorstand noch am 25. September dieses Jahres bei einer Bankenkonferenz in München die Lage bei der irischen Pfandbrieftochter Depfa als stabil bezeichnet. Kurz zuvor jedoch hätten Fell und der damalige HRE-Chef Georg Funke bei der Deutschen Bank in Frankfurt wegen fehlender Refinanzierungsmöglichkeiten der Depfa vorgesprochen. Noch einen Tag vor der Bankenkonferenz in München habe der Konzern beschlossen, seine finanzielle Situation als "Insiderinformation" zu behandeln, heißt es laut Unterlagen.

Die Tochter war in schwere Schieflage geraten, da sie langfristige Kredite vergab und diese nur durch kurzfristige Kredite gegenfinanzierte. Als die Finanzkrise im Zuge der Lehman-Pleite im September eskalierte, konnte sich die Depfa über Nacht nicht mehr ihr Geld am Markt besorgen.

Nach der milliardenschweren Rettungsaktion vom Herbst ermittelt nun die Münchner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Marktmanipulation und der unrichtigen Darstellung nach dem Aktiengesetz gegen alle Vorstandsmitglieder, die zwischen November 2007 und September 2008 im Amt waren, außerdem gegen den früheren Aufsichtsratschef Kurt Viermetz. Ein Großteil der damaligen Manager blieb im Amt, nachdem Ex-Vorstandschef Georg Funke und Viermetz zurücktraten.

Nicht reagiert

Dem früheren Management werfen die Ermittler gravierende Versäumnisse vor: Spätestens im Mai dieses Jahres, nachdem die Europäische Zentralbank den Banken wegen der Finanzkrise weitere Milliardendarlehen bereitgestellt hatte, hätte der Münchner Finanzkonzern reagieren und sein Geschäftsmodell bei der Depfa ändern müssen. Die Bank wollte sich zu den Vorwürfen nicht äußern und erklärte lediglich, man kooperiere mit den Ermittlungsbehörden.

Unterdessen arbeitet der neue HRE-Chef Axel Wieandt mit Hochdruck am Umbau des Konzerns. Wie es aus Bankkreisen heißt, soll die Zahl der Mitarbeiter im Zuge der Sanierung "massiv abgebaut" werden. Berichte des Spiegel, wonach Wieandt von den heute 1800 Stellen im Konzern ein Drittel abbauen will, wollte das Unternehmen nicht kommentieren.

Im Zentrum der Sanierung des Konzerns, der im Herbst mit einem Finanzierungspaket von 50 Milliarden Euro gerettet werden musste, steht die Krisentochter Depfa. Gerüchten zufolge könnte die irische Tochter komplett vom Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) übernommen werden. Dies gilt jedoch als politisch schwer durchsetzbar.

Aus Soffin-Kreisen verlautete am Freitag, es gebe keine Pläne für eine Verstaatlichung. "Richtig ist allein, dass jeder Umstrukturierungsplan bei der Depfa ansetzen muss, denn sie ist der Grund allen Übels", hieß es. Eine Übernahme der Depfa durch die Soffin gilt als brisant, da so vor allem die Steuerzahler für die Krisenbank aufkommen müssten, während HRE-Aktionäre entlastet würden.

© SZ vom 20.12.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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